Es geht: Verlieren mit Stil

von Elke Wittich

Mit Beginn der WM-Qualifikation wird in Sportsendungen und auf Sportseiten wieder ganz besonders würdelos gewonnen und verloren.
Wie man einen Sieg, der eigentlich eine Niederlage ist, weil er die Nichtteilnahme an der Weltmeisterschaft bedeutet, mit derart viel Stil hinnimmt, dass selbst die traditionell feindlichen Nachbarn einen Moment lang alle Häme vergessen, zeigten fast auf den Tag genau vor sieben Jahren die Niederländer.
SportsWire dokumentiert zur Erinnerung eine beispielhafte und wunderschöne Beschreibung eines bedeutungslosen, traurigen Sieges.

Han Lips, Kolumnist der niederländischen Tageszeitung Het Parool, verfolgte am 05.09.01 das Spiel Niederlande – Estland am Fernseher. Seine Emotionen während des Matches, das mit einem 5-0-Sieg für die Oranjes endete, beschrieb er damals so:

»Vielleicht kennen Sie das Gefühl.
Sie fahren auf der Autobahn irgendwo in Frankreich, mitten in der Nacht, und eigentlich hätten Sie schon vor einer Stunde eine Pause einlegen müssen. Die anderen im Wagen schlafen, und auch Sie sind kurz davor, einzunicken. Die Augenlider gehen nur noch langsam auf und zu. Es regnet.
Ab und zu kommt auf der Gegenspur ein Auto vorbei. Die Scheinwerfer stechen in die Augen, zwar nur einen Moment lang, Sie sind jedoch sofort hellwach. Aber nur für einen kurzen Moment.
Im gleichen Zustand schaute ich mir das Spiel Niederlande gegen Estland an: Die Höhepunkte gehen an mir vorbei wie die Scheinwerfer eines entgegenkommenden Wagens.
Sie tun ein bisschen weh.«

Kommentare

1 Kommentar zu “Es geht: Verlieren mit Stil”

  1. RedJan am 09.08.08 01:32

    es ging mir schon oft so bei meinen fahrten von und nach spanien. aber es gibt einen entscheidenden unterschied: am ende würde ich da sein, wo ich hinwollte.

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