Im täglichen Leben nutzen wir unsere Hände fortwährend mit Bedacht, mit Verstand. Wir arbeiten, schreiben oder schaffen Kunst. Die Hand streichelt, schmeichelt begrüsst, klopft aber auch plump vertraulich Schultern und macht alberne Victory- oder Daumenhochgesten.
Jedenfalls ist alles was die Hand tut immer soo voller Bedeutung.


Nicht zuletzt durch Sprichwörter, Metaphern und gesellschaftliche Konventionen ist die Tätigkeit der Hand so in ihrer Bedeutung überhöht, daß sie sich ständig im Zentrum der Aufmerksamkeit befindet.
Bei Gesprächspartnern und Politikern beobachtet man, was sie mit den Händen tun. Nicht weil man ihnen so wenig ins Gesicht zu sehen gewillt wäre, sondern weil sie das meist so perfekt im Griff haben und die Hände ein verräterisches Eigenleben führen.

Wo man hinlangt…
Wenn wir dann schon endlich mit ihnen spielen dürfen, den Händen, dann soll es rabiat, zerstörerisch gewalttätig sein.
Dosenwerfen, Völkerball, Egoshooter oder Baumstammwerfen, die Hand wird in ihrer Freizeit zu einem echt aggressiven Grobmotoriker.

Beim Bowlen und Kegeln muß alles umgeschmissen, beim Ringen zumindest versucht werden, dem Gegner die Ohren abzureissen. Beim Football spielen eigentlich nur zwei mit dem Ball und der ganze grosse Rest versucht sie oder sich gegenseitig einfach mal in den (Kunst)rasen zu rammen und beim Boxen haut man sich einfach gleich schmuck- und schnörkellos direkt in die Fresse.

Wo man den Ball anfassen darf…
Wie passt da der Handball rein, da soll man am Torwart vorbei werfen, keinen Gegner treffen und jede Rückhand gegen den Mann wird humorlos direkt abgepfiffen.
Wo ist da der handspieltypische Brachialcharme?
Wo ist der Reiz, mit einem Körperteil, das Uhrwerke re-, Gehirne oper-, Gene manipulieren und Atome spalten kann, in einen ziemlich grossen Kasten zu werfen?

Beim Basketball ist wenigstens der Ball so groß und schwer, daß die Handhabung reichlich kompliziert ist, solange die Hände ein Format diesseits der Paellapfanne von Villariba und Villabacho haben.
Beim Volleyball darf man den Ball immerhin unter keinen Umständen festhalten und muß ihn mit schmerzenden Fingerspitzen oder rotgeklatschen Unterarmen spielen.
Beim Tennis wird zwischen Mensch und Ball der Schläger geschaltet, den wenigstens Connors und McEnroe noch mit der richtigen Einstellung zur Aggression auch mal gegen Dinge, die nicht Ball waren, zu führen wussten.

Was ist mit derartig lustigen Einschränkungen beim Handball?
Man darf nicht durch den albern kleinen Halbkreis rennen, aber doch immer noch reinspringen.
Man muß den Ball alle 10 Meter oder so mal aufditschen, ja isses denn?!

Wo man hintrampelt…
Ganz anders als bei den Händen ist das Maß der Aufmerksamkeit, welches den Füssen zuteil wird.
Ausser für die Mitglieder einer Minderheit, immerhin bemerkenswerter Grösse, stehen sie in keinerlei Zusammenhang mit Sinnlichkeit, Schönheit oder Kreativität.
Okay, vielleicht ist Jackson Pollock mal mit Farbe an den Füssen über eine Leinwand gelatscht, das ist sogar ziemlich sicher und bestätigt als Ausnahme die Regel.

Mit den Füssen planieren wir durchs Leben, meist nicht besonders leichtfüssig, in den seltensten Fällen elegant oder uns überhaupt jederzeit des Aufschlagortes bewußt.

…und wo man den Ball nicht anfassen darf.
Wenn wir also schon einmal mit unseren Füssen spielen sollten, dann muß es schon etwas Erhabenes sein und so wurde der Fußball erfunden.
Vielleicht überlegte man sich auch einst, welches wohl das ungelenkeste Körperteil sei und ungeeigneteste einen Ball zu behandeln. Man verfiel auf den Fuß.

Für Jungen und Männer stellt der Fußball dann auch den Gipfel der sportlichen Anmut dar und den Gipfel dessen, was sie auch auf Amateurniveau noch zu leisten in der Lage sind.
Auch wenn die Seit- und Fallrückzieher und Übersteiger auf den Bolzplätzen unseres Landes immer ein bißchen mehr wie die Frühgymnastik eines gerade just im Augenblick aussterbenden Dinosauriers aussehen.

Schliesslich: Gummitwist und Handball
Nunja für Mädchen gibts Gummitwist und den Ignorieren Männer deshalb so absolut und beharrlich weil er ihnen die eigene Endlichkeit der Fußfertigkeit so brutal vor Augen führt.

Wer doch mal zugesehen hat und daraufhin von der Angst vor der eigenen pedalen Unzulänglichkeit gepackt wurde…der spielt eben Handball.

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