Der 200. Jahrestag des ersten schriftlich erwähnten Skisprungs wird am 22. November in Norwegen gefeiert.
Doch wer war dieser Olaf Rye eigentlich, der den ersten Weltrekord im Skispringen hält? Das Leben des Leutnants war ziemlich bewegt – SportsWire erzählt jetzt Ryes Geschichte und die seiner Sportart in zwei Teilen nach.

Zum ersten Mal schriftlich erwähnt wurde das Skispringen im Jahr 1796 im damals noch zu Dänemark gehörenden Norwegen. Die Soldaten des Landes waren in der Provinz Telemark mit Skiern ausgerüstet worden, wahrscheinlich liefen sie um Hindernisse nicht herum, sondern sprangen einfach darüber.

Dem jungen Leutnant Olaf Rye gelang jedenfalls nur wenige Jahre später der erste dokumentierte Weitsprung. Der am 16. November 1791 in Boye/ Telemark geborene Olaf begann schon als Zwölfjährger seine Militärlaufbahn. Im Jahr 1808, als er zu seinem großen Sprung ansetzte, war er zum Zweiten Leutnant des Infantrieregiments Telemark befördert worden.

Besonders anstrengend scheint der Dienst nicht gewesen zu sein, Rye beschäftigte sich hauptsächlich mit Landschaftsmalereien und dem Skispringen. Eine Weite von 17 Alen, 10,63 Metern, habe er 1808 bei einem Rennen mit dem Hüpfer von einem aufgeschichteten Schneehügel geschafft, vermerkt er stolz in seinem Tagebuch.

«I en anstillet hoppskridning i en dyp dal, hvor det ble oppkastet en snebanke, ble han stående på skiene, idet han gjorde et sterkt løp og et hopp, det førte ham med skiene 15 alen fra bakken».

1814 war es mit der Ruhe vorbei. Dänemark musste im »Kieler Frieden« Norwegen an Schweden abtreten, Rye und seine beiden Kameraden Schlepegrell und Helgesen wollten jedoch auf den schwedischen König keinen Eid ablegen und verließen Skandinavien. Der Skispringer wurde Preuße, unter Feldmarschall Blücher nahm er 1815 an der verlustreichen Schlacht gegen Napoleon bei Warerloo teil.

Nach dem Friedensschluss zog es Olaf Rye zurück in die dänischen Dienste, 26 Jahre verbrachte er im Regiment des Herzogs von Oldenburg, der eines der am besten ausgerüsteten Heere der Welt unterhielt, denn er war vertraglich verpflichtet, dem deutschen Bundesheer jederzeit 5 400 Soldaten zur Verfügung stellen zu können.

Dieser Dienst in Rendsburg muss Rye sehr gelangweilt haben, schließlich versuchte er seinen Abschied einzureichen, um in Russland eine neue Karriere zu beginnen. Als ihm das verweigert wurde, meldete er sich krank, er wurde jedoch erwischt und musste 30 Tage Arrest absitzen.

1848 brach der dänisch-holsteinische Krieg aus, in dessen Verlauf der für Dänemark kämpfende Rye ein Jahr später erschossen wurde. Dass es ihm zuvor gelang, seinen Rekord zu brechen, ist nirgendwo vermerkt, er muss also eine ganze Weile gehalten worden sein, denn erst viel später, 1860, erreichte ein unbekannter Sportler die dokumentierte sensationelle Weite von 30,5 Metern. Natürlich nicht von einer richtigen Schanze, gesprungen wurde immer noch über das, was gerade in der Nähe herumstand, verschneite Holzstapel, Scheunendächer oder Hügel.

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