Die Welle der Dopingfälle in der Major League Baseball will seit 2004 einfach nicht abreißen. Die Anti-Doping-Regel, von der Liga überhaupt erst 2004 als Reaktion auf den Balco-Dopingskandal eingeführt, sieht ähnlich kurze Strafen vor wie die der American Footballer der NFL. Doch die Konsequenzen für erwischte Baseballspieler in der Öffentlichkeit sind deutlich heftiger als dies für die bisher ertappten Footballer der Fall war. Und dafür gibt es Gründe.

Dafür verantwortlich sind sicherlich die US-Medien, die über jeden überführtem Baseballspieler in großen Beiträgen bestplaziert berichten und den Spieler in der Öffentlichkeit faktisch zerstören, während bei einem positiv getesteten Footballer meist nur eine kleine Notiz über die Vier-Spiele-Sperre wegen Einnahme von Steroiden informiert.
Das ist sicherlich zum Teil darauf zurückzuführen, dass die Liga von der bereits genannten Balco-Affäre vollkommen unvorbereitet getroffen wurde und dadurch, obwohl auch NFL-Spieler betroffen waren, sehr viel mehr im Blickpunkt stand – schwache Strafen sind dann eben doch mehr als gar keine -, aber das kann nicht alles sein, denn der American Football ist schließlich die Nummer 1, was das allgemeine Interesse angeht.

Die US-Öffentlichkeit sieht Doping in der sehr körperbetonten Sportart Football offenbar als weniger schlimm an – das Bild des American Footballs ist von den Zusammenstößen sehr starker, muskulöser und schwerer Körper geprägt, Dopen wird entsprechend nicht nur einfach als unfaire und leistungssteigernde Maßnahme gesehen, sondern viel mehr als Hilfe zum Survival auf dem Platz.
Und es gibt noch einen Unterschied, der in die öffentliche Wahrnehmung mit hineinspielt: Auf den meisten Positionen berühren die dort aktiven Footballspieler den Ball nicht. Von den 22 Spielern in offence und defence haben nur sechs regulär den Ball, andere dürfen nur ran, wenn eine Interception oder ein Fumble passieren, beide gehören eher zu den Ausnahmesituationen, die in den meisten Matches weniger als fünfmal während der Spielzeit überhaupt vorkommen.
So können die offensiven als auch die defensiven Linemen, genauso wie die Linebacker oder Defensive Backs, nur in Ausnahmesituation an den Ball und wie in jeder Ballsportart ist eben der Ball subjektiv zentral. Ändern würde sich das also folglich dann, wenn ein Quarterback als Doper erwischt wird, der in den Augen der Fans und Journalisten mit Hilfe von Steroiden den Ball deutlich weiter werfen wollte. Oder geworfen hat.
Ein Quarterback wurde bisher noch nicht des Dopings überführt. Und bis es soweit ist, wird die Einnahme der gleichen verbotenen Substanzen als sehr viel schlimmer angesehen, wenn man damit mittels Holzknüppel einen kleinen Ball etwas weiter abzuschlagen möchte, als wenn man sie einnahm, um mit 150 kg Körpergewicht aus vollem Lauf einen Gegenspieler noch besser unangespitzt in den Boden zu rammen.

Kommentare

Comments are closed.

blogoscoop