Gefragt, was der englische Fußball und die Banken und Börsen, ja sogar Staaten erschütternde Finanzkrise gemeinsam haben, würde man sicherlich antworten, dass bei beiden viel Geld verbrannt wird. Doch das ist bei weitem noch nicht alles.
So steht der englische Fußball mit insgesamt 3,85 Milliarden Euro in den Miesen – zum Vergleich: Das kurz vor der Pleite stehende Island verhandelt derzeit mit Russland über ein Darlehen in Höhe von vier Milliarden Euro.

Spitzenreiter dieser wenig ruhmreichen Liste ist der FC Chelsea mit fast 800 Millionen Euro Schulden. Dicht gefolgt von Manchester United, dem FC Liverpool und dem FC Arsenal. Diese Tatsache hält aber keinen der Vereine davon ab, munter weiter einzukaufen.

Dass finanzielle Schwierigkeiten auch vor großen Clubs nicht Halt machen, zeigt das Beispiel Real Madrid von vor einigen Jahren. Die Königlichen, wie sie von ihren Fans bezeichnet werden, standen bereits einmal kurz vor dem Bankrott. Nur ein völlig überhöhter Verkauf vereinseigenen Geländes an verschiedene Privatfirmen unter gütiger Mithilfe der Stadt Madrid spülte wieder Geld in die Kassen und hielt den Verein handlungsfähig.

Solche Geschenke sind allerdings in England derzeit wohl kaum zu erwarten. Die englischen Clubs befinden sich weitgehend in der Hand großer und kleiner, bekannter und weniger bekannter Investoren, mit deren finanzieller Unterstützung Stars und vermeintliche Stars zuhauf verpflichtet wurden. Ablösesummen und Spielergehälter stiegen dabei in immer größere Höhen. Nun, in Zeiten einer weltweiten finanziellen Krise, droht dieses Kartenhaus in sich zusammen zu fallen. Sogar vom Ausschluß hochverschuldeter Vereine aus den europäischen Wettbewerben ist die Rede.

Akutestes Beispiel ist West Ham United. Der ehemalige Europapokalsieger bezog sein Kapital bisher zu großen Teilen von einem gewissen Björgólfur Guðmundsson, seines Zeichens Präsident von Islands zweitgrößtem Kreditinstitut. Und Islands Rolle dürfte wohl in den letzten Tagen nicht unentdeckt geblieben sein.

Aber zum Glück ist auch hier das Licht am Ende des Tunnels erkennbar. Guðmundsson verhandelt offenbar mit einer russischen Investorengruppe über den Verkauf des Vereins…

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Kommentare

3 Kommentare zu “Die Finanzkrise und der englische Fußball”

  1. Lars am 10.09.08 15:54

    Vom GM zum Sportjournalisten aufgestiegen? Fein 🙂

  2. moritz am 10.09.08 16:00

    Oben: Milliarden statt Millionen in Island 🙂

    Und, trotz allem Fatalismus, muss man auch sehen: Chelsea wird Abramovich diese Schulden nicht zurückzahlen, zumindest ist das nicht vorgesehen. Und Arsenal hält niemand vom munteren Einkauf ab, weil die seit Jahren immer ein Transferplus machen. Das ist doch nun wirklich das, wofür Arsenal bekannt ist..

  3. Namen sag ich nicht am 10.10.08 14:12

    Vom GM zum Sportjournalisten aufgestiegen und das auch noch in illustrer Gesellschaft.
    Viel Erfolg euch allen!

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