Beim Davis Cup-Match zwischen Schweden und Israel vom 6. – 8. März ist kein Publikum zugelassen. Die Stadtverwaltung des Austragungsortes Malmö schob Sicherheitsbedenken wegen angekündigter Proteste linker Palästinenser-Freunde als Grund vor – einer der Wortführer der hauptsächlich aus den Regierungsparteien bestehenden Protestierer ist der Vorsitzende des Malmöer Stadtrats.

Die Gruppe “Stoppa Matchen”, die auf ihrem Blog zum Boykott Israels aufruft (und auf den wir extra nicht verlinken), hatte schon seit Wochen alles daran gesetzt, die Davis Cup-Begegnung zwischen den schwedischen und den israelischen Tennis-Profis zu verhindern. Ilmar Reepalu, sozialdemokratischer Stadtratsvorsitzender in Malmö, hatte in Interviews immer wieder erklärt, es gehe ihm dabei nicht nur um die anstehenden Tennis-Matches: “Meine Meinung nach sollte man generell überhaupt nicht gegen Israel spielen”, hatte er beispielsweise gegenüber der Tageszeitung “Sydsvenskan” erklärt, und die israelische Intervention in Gaza als Grund genannt. Israel sei der Aggressor gewesen und habe mehr als 400 palästinensische Kinder umgebracht, sagte Reepalu.
Die Davis Cup-Begegnung sei eine Provokation für die in Malmö lebenden Araber, und daher “kein gewöhnliches Match, sie ist ein Match gegen den Staat Israel.”
Die Initiative “Stoppa Matchen” (Stoppt das Match) wurde jedoch keineswegs hauptsächlich von Arabern oder gar Palästinensern getragen: Zu den Unterstützern gehören die Spitze der Linkspartei “Vänstrepartiet”, die Sozialdemokraten sowie der Sozialdemokratische Frauenbund plus die Sozialisten und die Kommunistische Partei KVP.
Gemeinsam kündigten diese Gruppen an, an den Match-Tagen bis zu 20.000 anti-israelische Demonstranten auf die Straße zu bringen, zu nicht unbedingt friedlichen Protesten,
Die linke Mehrheit im Stadtrat – zu der teilweise genau die Parteien gehören, aus denen “Stoppa Matchen” besteht -, erklärte nun, dass man aus Angst vor Ausschreitungen die Davis Cup-Spiele unter Ausschluss des Publikums durchführen werde. Das Sicherheitsrisiko sei einfach viel zu groß, lautete die Begründung, man könne die Sicherheit der israelischen Spieler nicht garantieren.
Die beschlossenen Geisterspiele vor leerer Kulisse werden von “Stoppa Matchen” nun als “halber Sieg” gefeiert. Die meisten Kommentatoren der schwedischen Tageszeitungen sehen die Entscheidung dagegen wie der Leitartikelschreiber von Sydsvenskan als “ganze Niederlage – Demokratie vs Mob auf der Straße: 0 – 6, 0 – 6, 0- 6”.
Eine Sicht, die sogar die Polizei teilt. Håkan Jarborg Eriksson, für das Match verantwortlicher Einsatzleiter der Malmöer Polizei, hatte keinen Grund gesehen, das Publikum auszusperren. Eriksson sagte in einem Interview: “Es hat auch früher schon geklappt, Einlaßkontrollen und Kartenvorverkauf sicher zu handhaben, wenn man verhindern wollte, dass es in der Arena zu Unruhen kommt.”

Kommentare

6 Kommentare zu “Davis Cup: Schweden dürfen keine Israelis sehen”

  1. Nazis und Linke gegen Davis Cup-Spiel Schweden - Israel: : SportsWire am 03.06.09 04:38

    […] bei Antisemitens: Bei der großen Samstags-Demo gegen das Davis Cup-Match Schweden vs Israel wollen jetzt auch Neonazis mitmachen und, so beklagen die Linken, “das Solidaritätsfest mit […]

  2. Depressionen auf dem Scheisshaus » Blog Archive » Ohne Worte am 03.10.09 08:47

    […] 0-6, 0-6, 0-6 habe die Demokratie gegen den Mob auf der Straße verloren Rache ist Blutwurst Davis Cup – Schweden dürfen keine Israelis sehen Und sonst so? Obama sucht umsonst nach “moderaten Taliban”, in Pakistan führt eine […]

  3. tiptop am 03.10.09 15:22

    Etwas verspaetet, da der Event ja schon vorbei ist, aber trotzdem noch ein schoenes Zitat von Peter Bodo, einem der beanntesten und einflussreichsten Tennisjournalisten, zu der ganzen Sache. In einem Artikel/Blogeintrag hat er diesen wunderbaren Absatz geschrieben:

    “This is a despicable decision that represents capitulation to political gangsterism, and the unique form of anti-semitism that hides under a pretty cloak of humanitarian concern. And don’t let those clogs, skinny jeans, peace signs and retro-Puma sneakers fool you – nobody does anti-semitism better than blond, blue-eyed, northern Europeans – the painful realities of the Arab-Israel conflict non withstanding.”

  4. Heino am 03.10.09 21:03

    Ich hatte unter den unsäglichen Indymedia-Artikel zu dem Fall einen Kommentar darunter gesetzt, der einige Fragen aufgeworfen hat. Der Kommentar wurde nicht veröffentlicht. Der Tenor meines Beitrag lautete in etwa:

    Wann wurden – außer im Falle von Israelis – SportlerInnen für die Handlungen “ihrer” Regierungen verantwortlich gemacht?
    Wurde Nicolas Kiefer schon mal von einem Tennisturnier in Belgrad ausgeladen, weil er als deutscher Staatsbürger für den NATO-Angriffskrieg 1999 verantwortlich ist?
    Wo bleibt der Boykottaufruf gegen türkische SportlerInnen wegen der Besatzungspolitik in Kurdistan?

    Diese “Sonderbehandlung” Israels, d.h. dieser Sondermaßstab, an dem Israel als Staat und dessen StaatsbürgerInnen als Individuen gemessen werden, ist doch eklatant.

    Wird Pakistan wegen des Konflikts in Kaschmir das Existenzrecht aberkannt?
    Den Staat gibt es auch erst seit 1949, d.h. er ist doch auch nicht “unkünstlicher” als Israel?!

    Wenn ich etwas konspirationistischer veranlagt wäre, würde ich sagen, dass bei Indymedia solche Stellungnahmen systematisch NICHT veröffentlicht werden. Aber das wäre doch arg polemisch, oder 😉

  5. Martin Krauss am 03.10.09 21:40

    Lieber Heino,
    für den (von mir vermuteten) Fall, dass das Gros der Fragen wirklich ernstgemeint ist, antworte ich einfach mal:
    Fälle, in denen Sportler und Sportlerinnen für das Handeln der Staaten, die sie repräsentieren, verantwortlich gemacht wurden, gab es schon oft – und sie sind stets sehr unterschiedlich beurteilt worden:
    Am berühmtesten dürfte der Ausschluss Südafrikas aus der Olympischen Bewegung und der meisten Sportarten sein.
    Auch berühmt der Ausschluss Jugoslawiens von der Fußball-EM 1992 – Europameister wurde der NAchrücker Dänemark.
    Und in einem nichtsportjuristischen Sinn werden Sportler oft und gerne für die Politik des Landes, für das sie stehen, verantwortlich gemacht.
    Best,
    Martin

  6. Leo am 05.12.09 13:14

    Sport und Politik haben sich nie klar voneinander trennen lassen, was man ja auch an den Beispielen ablesen kann, die mein Vorredner aufgeführt hat. Ich finde es angesichts von massiven Völkerrechtsverstößen Israels im Gaza-Krieg absolut legitim und angebracht, die israelischen Tennisspieler zu boykottieren und zumindest ohne Publikum spielen zu lassen. Es wird endlich Zeit, dass auch Israel begreift, dass es eine Weltöffentlichkeit gibt, die seine Taten kritisch verfolgt und nicht alles gutheißt! Nur hätte man das von Seiten des Stadtparlaments ruhig auch so begründen können.

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