…gibt folgendes bekannt: Eine polemisch-kritische Würdigung zwischen den Zeilen.

“Das Präsidium des FC St. Pauli ist sich bewusst und begrüßt es ausdrücklich, dass die zahlreichen Fangruppen unseres Vereins sich aktiv und kritisch mit fußball- und fanrelevanten Entwicklungen auseinandersetzen und dieses – wo auch immer – zum Ausdruck bringen.”

Das ZK behält sich allerdings vor, unpopuläre Maßnahmen, die kommerziell durchaus erfolgversprechend sind, einzuführen, ohne auf die Befindlichkeiten dieser Fangruppen Rücksicht zu nehmen. Proteste, etwa gegen einen “Millerntaler” als Zahlungsmittel, können zukünftig leider nicht berücksichtigt werden.

“Die Vorfälle vor dem Beginn und bis wenige Minuten nach Spielbeginn in der Promenade der Südtribüne beim Heimspiel gegen den FC Hansa Rostock waren jedoch ein erzwungener Boykott, der für diejenigen, die ihre Plätze einnehmen wollten und daran gehindert wurden, den Straftatbestand der Nötigung erfüllt und zudem einen eindeutigen Verstoß gegen unsere Stadionordnung darstellt. Hierzu liegen uns unzählige Berichte und Beschwerden vor.”

Vom Uni-Streik bis zur Castor-Blockade: Ziviler Ungehorsam und Widerstand gegen Entscheidungen des ZK sind gesamtgesellschaftlich inakzeptabel. Die individuelle Freiheit des Einzelnen steht über allem, dies hat der Genosse Westerwelle bereits hinreichend deutlich gemacht. In unserer Gesellschaftsform (der besten aller Zeiten), die das reine Glück auf jeden für jede/N Einzelne/N verheißt, gibt es keinerlei Zwänge zu keinem Zeitpunkt. Eine Einschränkung dieses freiheitlichen Rechts auf Glückseligkeit findet zu keiner Zeit jemals statt. Schon gar nicht für friedliche Auswärtsfans. Deswegen ist es auch verboten, das Gegenteil zu behaupten.

“Das Präsidium des FC St. Pauli verurteilt das Verhalten der Beteiligten und jede Art von Gewalt und jede damit einhergehende Beschimpfung, egal von welcher Seite, aufs Schärfste. Aber dieser gravierende und in unserer Vereinsgeschichte einmalige Vorfall kann nicht ohne Konsequenzen bleiben. Deshalb kann es auch keinerlei dauerhafte Sonderrechte mehr für einzelne Fangruppen geben. Alle diesbezüglichen, langfristigen Absprachen, insbesondere den Stehplatzbereich der Südtribüne betreffend, sind mit sofortiger Wirkung gegenstands- und wirkungslos.”

Eine selbstverwaltete Kurve ist nicht im Sinne der langfristigen kommerziellen und anderer strategischer Interessen des ZK. Insbesondere muss beim Neubau der Gegengeraden eine freie Manövriermasse für die dort umzugruppierenden Dauerkarteninhaber mit Vorkaufsrecht erhalten bleiben. Dauerkarteninhaber mit Vorkaufsrecht sind im Übrigen keinesfalls privilegiert oder mit “Sonderrechten” ausgestattet. Deswegen ist es auch unlauter zu behaupten, dass die Masse der derzeitigen Stehplatz-Dauerkarteninhaber ihr “Privileg” des Vorkaufrechts mit dem Umzug in die Südkurve “aufgegeben” hätten. Dies war schließlich ihr freier Wille, siehe Grundsatzpapier des Genossen Münchhausen.

Auch die Behauptung, es würden für die genannten Verfehlungen “egal von welcher Seite” lediglich bestimmte Sündenböcke haftbar gemacht, entbehrt jeder Grundlage. Schließlich ist es zwar zu bedauern, wenn im Rahmen der individuellen Freiheitsausübung auf Verbalinjurien wie “Nigger”, “Fotze”, “Schwuchtel”, anspucken und körperliche Gewalt zurückgegriffen wird, dies stellt aber eine unmittelbare Reaktion auf den wesentlich schwerwiegenderen körperlichen Zwang der Gegenseite dar.

Die bislang von einzelnen Fangruppen organisierten Aktivitäten, wie der selbstverwaltete Kartenverkauf, Choreographien und Auswärtsfahrten, sowie das Ausrichten von Antira-Turnieren, Fan-Kongressen und Benefiz-Projekten wie “Fanräume” sind deswegen auch keine “ehrenamtlichen Aktivitäten” oder Ausweis der “Einmaligkeit” der Fanszene des FC St. Pauli, sondern die Ausübung von “Sonderrechten”, die das ZK hiermit widerruft. Denn die Partei und ihre Claqueure haben immer Recht.

Beschluss des ZK der KpdSU im Jahre 7 der Littmann’schen Sonnenschein-Ära.

Kommentare

3 Kommentare zu “Das ZK der KPdSU – äh – das Präsidium des FC St. Pauli…”

  1. van_dance am 04.14.10 01:19

    Schön zusammengefasst.

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  3. mkorsakov am 04.14.10 19:40

    Endlich – der FC St. Pauli ist ein stinknormaler Fußballverein.

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