Gleich im ersten Ligaspiel trifft Ronaldo für seinen Klub Corinthians und läßt Hoffnungen keimen, dass er wieder ganz der Alte wird. Vor allem aber soll endlich mit den Negativschlagzeilen außerhalb des Fußballplatzes Schluss sein.

Es muss etwas ganz Besonderes passiert sein, wenn Staatspräsident Luiz Inácio da Silva Lobeshymnen anstimmt, selbst Spieler gegnerischer Mannschaften gratulieren und Nationaltrainer Carlos Dunga in einem TV-Interview bereits schon wieder die Möglichkeit der Rückkehr ins Nationalteam in Aussicht stellt.
In gewisser Hinsicht – vor allem in einem fußballverrückten Land wie Brasilien – ist es das auch. Dabei hat der ehemalige Weltfußballer Ronaldo Luiz Nazario de Lima, kurz Ronaldo, in einem keineswegs bedeutenden Spiel der Staatsmeisterschaft von São Paulo ein zwar wichtiges, jedoch keineswegs entscheidendes Tor erzielt. Aber 388 Tage nach seiner schweren Knieverletzung wird der beim Erzrivalen Palmeiras in der dritten Minute der Nachspielzeit per Kopf markierte Treffer zum 1:1-Endstand eben zu einer ganz besonderen Meldung.
„Ich kann meine Gefühle nicht beschreiben. Das war ein ganz spezieller Moment“, freute sich Ronaldo. „In diesen Situationen fühle ich, dass ich nichts falsch machen kann. Vor dem Tor weiß ich einfach, was ich machen muss.“
Palmeiras ist nach dem Unentschieden weiter Tabellenführer. Nach den beiden Auftaktniederlagen in der südamerikanischen Champions-League, der Copa Libertadores, ist die Euphorie des guten Saisonstarts allerdings verflogen. Corinthians dagegen bleibt durch Ronaldos Last-Minute-Tor weiterhin ungeschlagen und erster Verfolger von Palmeiras.
Erst Mitte der zweiten Hälfte eingewechselt, rannte Ronaldo nach seinem Treffer zu den Fans und kletterte auf den Zaun. Dieser brach unter der Euphorie der Corinthians-Anhänger ein und das sich ohnehin dem Ende zuneigende Spiel musste für einige Minuten unterbrochen werden. Verletzt wurde niemand – auch Ronaldo nicht, der beim eher unscheinbaren Debüt unter der Woche im brasilianischen Pokal beim 2:0-Sieg seiner Mannschaft beim drittklassigen Itumbiara im Tumult um seine Person nach dem Spiel durch ein Mikrofon noch ein blaues Auge davongetragen hatte, als sich nach dem Abpfiff Medienvertreter und Autogrammjäger auf den zweimaligen Weltmeister und WM-Rekordtorschützen stürzten. Die Gegenspieler, zu denen auch die beiden früheren Mannschaftskollegen Ronaldos in der Nationalmannschaft, Denilson und Tulio Maravilla, gehörten, hatten zuvor beim Comeback noch höflich Abstand gehalten. Ronaldo war trotzdem eher unauffällig geblieben, auch wenn jeder Ansatz eines Dribblings selbst von den gegnerischen Fans beklatscht worden war.
Sein Trainer Mano Menezes war dennoch zufrieden: „Das war ein gutes Debüt. Ronaldo hat sich gut bewegt und sogar einige für ihn typische Dribblings versucht. Es ist wichtig, dass er in Rhythmus kommt.“ Und auch Ronaldo selbst gab sich optimistisch: “Das war nur ein Anfang. Jetzt kann mich keiner mehr stoppen.“
Vor allem aber hoffen die Verantwortlichen von Corinthians und Ronaldo selbst, dass nach dem geglückten Comeback mit Tor der Fokus künftig wieder auf das Sportliche gerichtet ist. Denn in den Wochen vor der Rückkehr auf den Fußballplatz hatte sich Ronaldo sprichwörtlich diverse blaue Augen geholt als er mit obligatorischem Übergewicht vor allem in den Nachtklubs São Paulos eine gute Figur machte. Der letzte Diskoausflug schließlich kostete „O Fenômeno“ zehn Prozent seines Monatsgehalts und Antonio Carlos seinen Job. Der Sportdirektor war am besagten Abend und Ort in Begleitung des Stars gesehen worden.
Nach seinem Patella-Sehnenriss am 13. Februar vergangenen Jahres im Spiel seines damaligen Vereins AC Milan gegen den AS Livorno und 13 Monaten Verletzungspause ist der 32-Jährige zwar noch weit von seiner Bestform entfernt, aber das Tor bringt Ronaldo nun endlich wieder positive Schlagzeilen ein.

Von Andreas Knobloch

Resultate und Tabellen, siehe: www.futebolnarede.com/campeonato-paulista.php

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