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Der HSV-Vorstand wird neu zusammengesetzt: Das Aus für Bernd Hoffmann ist ein Risiko für den HSV und eine Chance für den Erhalt der Fußballkultur
Am vergangenen Sonntag verweigerte der HSV-Aufsichtsrat dem Vorsitzenden Bernd Hoffmann und seiner Stellvertreterin Katja Krauss die weitere Zusammenarbeit. Zwar sprachen sich sieben Räte für die Verlängerung der bestehenden Verträge aus, doch für die erforderliche Zwei-Drittel-Mehrheit fehlte am Ende eine Stimme. Damit ist der HSV z. Z. faktisch führungslos, denn schon vor zwei Wochen wurde der derzeitige sportliche Leiter Bastian Reinhardt zugunsten des im Sommer nachrückenden Frank Arnesen entmachtet; einzig unbeschädigter Vorstand des HSV ist nunmehr Oliver Scheel, zuständig für die “Belange der Mitglieder”.
Folgt der Abstieg in die zweite Liga?
Damit ist vollkommen unklar wie der sportliche Neustart im Sommer in Hamburg über die Bühne gehen soll. Wer wird die sportlichen Konzepte ausarbeiten? Wer entscheidet über den neuen Vertrag von Trainer Armin Veh? Wer wird neue Spieler nach Hamburg locken? Wer wird die Verhandlungen bei den Transfers führen? Es ist schwer vorstellbar, dass der HSV aus dieser Führungskrise ohne weitere sportliche Rückschläge herauskommt. Schaut man nach Berlin zur Hertha oder zu Werder Bremen ist sogar Abstieg in die zweite Liga denkbar.
Dennoch: Eine Entscheidung für den Sport
Trotzdem ist der Entschluss des Aufsichtsrates der richtige. Er ist eine Entscheidung für den Sport und beendet eine Ära in der der Fußballverein vor allem nach wirtschaftlichen Kennzahlen und Marketing-Aspekten geführt wurde. Diese Schwerpunktsetzung sei die notwenige Grundlage für eine sportliche Entwicklung wurde behauptet, die von Dietmar Beiersdorfer und einer ganzen Reihe von schillernden Trainern geleistete Aufbauarbeit nicht gewürdigt. Als es im Vorstand darüber zum Machtkampf kam, masste sich der Kaufmann Hoffmann an, selber und nebenbei die sportlichen Geschicke bestimmen zu können. Mit fatalen Folgen in der Liga und am Ende auch noch mit einem dicken finanziellen Minus. Der künftige HSV-Chef, wie auch immer er oder sie heißen mag, wird sich hüten, noch einmal so stark in den sportlichen Bereich hineinzureden.
Die Demokratie im Verein ist gestärkt
Daneben wird ein neuer HSV Vorstand die demokratischen Spielregeln im Verein stärker achten müssen. Denn Hoffmann wurde Opfer seines autokratischen Führungsstils. Er stieß den ehrenamtlichen Supporters immer wieder vor den Kopf und als Ex-Präsident Klein vor zwei Jahren die Opposition gegen Hoffmann als „Totengräber“ des Vereins bezeichnete, nahm er diese Verleumdung unwidersprochen als Schützenhilfe für die anstehenden Aufsichtsratswahlen an. Damals konnte er mit Hilfe dieser und ähnlicher Schmutzkampagnen in der Springer-Presse seine Kandidaten, eine obskure Mischung aus mittelmäßigen Wirtschaftsleuten und dem rührigen Ex-Profi Barbarez, durchpauken. Doch dieser Sieg ging am Ende nach hinten los. Als nach dem Abgang Beiersdorfers die Zeiten schwieriger wurden, verlies das Stimmvieh die Hoffmannsche Fraktion und bei den Zwischenwahlen zum Aufsichtsrat Anfang des Jahres konnten sich die ehrenamtlichen Funktionäre zusammen mit den Fans aus der Kurve die Sperrminorität erkämpfen, die Hoffmann schließlich den Kopf kosten sollte.
Kommen die Sozialromantiker nun beim HSV zum Zuge?
Es wird nun spannend zu sehen, wie es weiter gehen wird beim HSV. Werden die Supporters stärker in die Vereinspolitik eingebunden werden? Werden sie beim Stadionausbau stärker gehört? Werden die Eintrittskarten im Volksparkstadion wieder bezahlbar für Normalverdiener? Können die “Sozialromantiker” vielleicht eine Alternative zur Kommerzialisierung des Vereins aufzeigen und womöglich durchsetzen? Sicher ist nur: Der Sport und die Demokratie im HSV wurden gestärkt, die Vorrangstellung des Geldes ist vorerst gestoppt. Eine riesige Chance für den Erhalt der Fußballkultur!
Kommentare
10 Kommentare zu “Chance für die Fankultur: HSV ohne Hoffmann”
Anmerkung von mir: In diesem Jahr wurden ca. 1200 neue Stehplätze und somit günstige Dauerkarten im C-Rang geschaffen. Bitte nächstes Mal besser recherchieren.
Sorry, aber Demokratie und Profifußball gehören zusammen wie Vegetarismus und Metzgerei.
Gruß
Warum ist der HSV Führungslos? Hoffmann und Kraus haben Verträge. Vertragserfüllung kann man heutzutage doch noch erwarten, oder?
Basti ist übrigens erst im Sommer entmachtet und arbeitet schon jetzt und auch später weiter mit Arnesen zusammen
@nedfuller: Naja, da ginge schon mehr: die Nutzung der Raute an Spieltagen, die Stehplätze auf Süd, die insgesamt sehr hohen Preise …
Das fällt mir jetzt erst auf. Die Aussage, die Demokratie im Verein wäre gestärkt. Ich darf daran erinnern, dass von 70.000 Mitgliedern nur ca. 1200 gewählt haben. Viel mehr hätten es auch nicht sein können, denn das CCH faßt keine 70.000. Brief- und Internetwahl wurden blockiert.
Da hat sich eine kleine Gruppe “Möchtegernfußballmanager” durchgesetzt.
Wir werden jetzt, via Facebook, Twitter und div. Foren hoffentlich eine Demokratiebewegung beim HSV erleben.
Mit den Füßen wird abgestimmt werden!
@goldenen handschuh: aber demokratie passt doch nicht zum fußball? 😉
Vielleicht ist das auch mal gut wenn der HSV absteigt, ich meine für die Fussballkultur…
Selten so einen Schwachsinn gelesen.
@nedfuller
Es gab keine neuen Dauerkarten.
Bitte nächstes Mal besser recherchieren.
was für eine gequirlte kacke !!!
@Becks
Es gab nicht mehr Plätze (in 22C) als zuvor, weil dies aus statischen Gründen nicht möglich/erlaubt war.
Allerdings wurde in 22C ein Stehplatzbereich geschaffen und die Dauerkarten dort auch zu Stehplatzpreisen verkauft. Insofern gab es neue und insgesamt mehr Stehplatzdauerkarten.
Selbstverständlich finde ich so ein entgegenkommen des Vorstands übrigens nicht… Wüsste nicht in welchem anderen Verein das möglich wäre.