Am Samstag, den 30.05.2009, wird Ruslan Chagaev im zweiten Aufeinandertreffen gegen Nikolai Valuev boxen.Im von SportsWire übernommen Interview mit www.boxing.de spricht der WBA-Schwergewichts- Weltmeister über den Kampf und seine Vorbereitung.

Ruslan, Sie sind gestern in Helsinki angekommen, was gefällt Ihnen an der Stadt?
Ruslan Chagaev: „Es ist klasse hier im sonnigen Helsinki. Ich mag diese Stadt einfach, besonders wie jetzt gerade im Sonnenschein. Heute Morgen bin ich schon hier in der schönen Bucht am Wasser entlang gelaufen. Das war großartig!”

Wie ist die Vorbereitung gelaufen?
„Auf jeden Fall viel besser als beim letzten Mal. Ich habe eine tolle Vorbereitung gehabt mit tollen Sparringspartnern. Ich bin bestens präpariert, 100-prozentig fit und freue mich auf das Duell am Samstag.
Es wird endlich Zeit, Klarheit zu schaffen.“

Wie schwer waren die Monate nach der Verletzung im Juni 2008?

„Es war keine schöne Zeit, aber meine Familie hat mir sehr geholfen hat. Ich musste viele Emotionen durchleben. Ich dachte sogar kurz ans Aufhören. Aber mein fünfjähriger Sohn Artur hat immer gesagt: Papa, du musst kämpfen. Dann kannst du mir von dem Geld ein Geschenk kaufen. Meine Familie ist mein ganzer Rückhalt.“

Wie wichtig ist es jetzt, die Emotionen zu zügeln?
„Sehr wichtig. Als ich verletzt war, durfte Valuev einfach so um meinen WM-Titel boxen. Das hat mich wütend gemacht. Normalerweise wird dann ein Boxer zum Interims-Weltmeister benannt, bis der richtige Weltmeister fit ist. Das ist nicht geschehen. Jetzt will ich das wieder mit meinen Fäusten korrigieren. Alles andere zählt nicht. Da stören Emotionen nur.“

Haben Sie noch Probleme mit der Achillessehne?
„Nein. Ich habe schon sehr früh wieder mit dem Aufbautraining angefangen. Unser Ausrüster Adidas hat mir einen tollen Spezialschuh gebaut, der mir mehr Stabilität in diesem Bereich bringt. An die Verletzung denke ich nicht mehr. Das hat mein Kampf im Februar in Rostock schon gezeigt.“

Sie sind bisher der einzige Boxer, der Valuev besiegt hat. Wie groß ist der Vorteil,
dass sie wissen, wie ihr Gegner zu knacken ist?

„Mein Sieg und die Titeleroberung ist natürlich ein Vorteil. Ich habe allen gezeigt, dass man ihn trotz großer körperlicher Unterlegenheit bezwingen kann. Auch Holyfield hat gegen ihn ja gut ausgesehen, und sogar meiner Meinung nach gewonnen, weil er ähnlich wie ich geboxt hat. Man muss Valuev boxen, mit guter Technik und Taktik, also boxerischen Mitteln besiegen!“

Valuev ist 29 Zentimeter größer, hat dementsprechend auch Reichweitenvorteile. Wie müssen sie boxen, um erneut als Sieger den Ring zu verlassen?
„Auf die Größe von Valuev muss man sich immer wieder besonders vorbereiten. Ich hatte wie beim letzten Mal eine Truppe von vier Riesen, mein „Basketball-Team“ mit einer „Gesamtlänge von 8,10 Meter“, die ich im Sparring bearbeit habe. Das Sparring war natürlich hart und anstrengend, aber auch ganz lustig. Da ist Julius Long. Der ist, glaub ich, 2,16 Meter, also noch 3 Zentimeter größer als Valuev. Dann zeitweise Pedro Carrion, ein 2-Meter-Mann aus Kuba. Und der Kanadier Raymond Olubowale. Den nennt man wegen seiner Größe „Mount Kilimanjaro“. Manchmal spielten wir auch wirklich Basketball. Ein „Basketball-Team“ als Vorbereitung – besser geht’s nicht. Zudem hatte ich mit Larry Donald einen weiteren sehr erfahrenen Sparringpartner, der nach Meinung der Experten in seinem WM-Kampf
gegen Valuev eigentlich gewonnen hat. Der weiß also auch, wie es gehen könnte.“

Werden Sie am 30. Mai wieder Sieger den Ring verlassen?
„Ich mag Voraussagungen nicht. Dazu bin ich nicht der Typ. Ich will gewinnen und zeigen, wer der wahre Champion ist. Ich bin und bleibe der Weltmeister – das ist das wichtigste. Ich fand es unglücklich, dass er sich als Weltmeister bezeichnen durfte.
Ich habe ihn besiegt. Woher hat er das Recht, sich Weltmeister zu nennen?“

Und dann steigen Sie mit einem der Klitschkos in den Ring?
„Ich kann und würde beide gerne boxen. Wenn sie an meinen Gürtel wollen, kommen sie nicht an mir vorbei. Aber ich bin jetzt erstmal voll und ganz auf Valuev fokussiert.“

Gibt es eigentlich auch etwas, wovor Sie Angst haben?
„Ja, zum Beispiel vor Achterbahnen. Da wollen mich meine Frau Viktoria und mein Sohn Artur, die so was alles mitmachen, immer draufzerren. Diese Action ist nicht mein Ding. Ich lehne das immer ab – ich habe zuviel „Muffensausen“ vor solchen spaßigen Dingen, die erstens ganz hoch, zweitens noch schnell sind und in denen ich, anders als bei schnellen Autos, die Kontrolle nicht habe.“

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