Ein italienischer Callboy behauptet, zu seinen Kunden zählten rund ein Dutzend Spieler der Seria A. Der Mann mit dem Tarnnamen “Gigolo” trat am Samstag in einer TV-Sendung zum Thema “Fußball und Homosexualität” auf.

Die Sendung Victory auf Kanal La7 hatte sich vorgenommen, mit dem Klischee vom Fußballspieler als Super-Hetero aufzuräumen. Allerdings musste sie dabei ohne Kicker auskommen, denn keiner der großen italienischen Clubs erlaubte seinen Spielern, sich zum Thema zu äußern, wie Moderator Paolo Colombo bedauerte.

Einzig Sampdoria Genua hatte nichts dagegen, dass ein Fußballer seine Sicht der Dinge schilderte. Die nicht eben optimistisch ausfiel, Stürmer Claudio Bellucci sagte: “Kein Spieler sollte es wagen zuzugeben, dass er schwul ist.”
Fußballer gelten in der italienischen Öffentlichkeit als ganz besonders männlich, zumal sie oft mit Models und anderen Trophy-Wifes liiert sind.

Der homosexuelle Callboy “Gigolo”, selbst als Fußballspieler in der Seria C aktiv, berichtete, dass zu seiner Kundschaft rund 30 Kicker, davon ungefähr ein Dutzend in der Seria A unter Vertrag, seien. Der 25-Jährige nannte dabei bewusst keine Namen.
Viele schwule Spieler, sagte er, lebten nach außen hin wie heterosexuelle Männer, seien verheiratet und hätten Kinder. Gewöhnlich träfe er diese Kunden am Sonntagabend nach den Matches oder am Samstag vor den Spielen – unter größtmöglicher Geheimhaltung, denn “diese Männer haben große Angst davor, aufzufliegen.”

Die Äußerungen von “Gigolo” stehen in scharfem Kontrast zu dem, was Nationaltrainer Marcello Lippi vor einigen Tagen in einem Interview sagte. Er habe in seinen 40 Jahren im Profi-Fußball noch nie einen schwulen Spieler getroffen oder auch nur von einem gehört, “aber ich würde einen homosexuellen Spieler auch niemals aus dem Team ausschließen.”
Gleichwohl, so Lippi weiter, glaube er nicht, dass ein schwuler Spieler seine Homosexualität öffen ausleben könne, “so, wie wir Fußballer nun einmal sind”.
Aurelio Mancuso, Sprecher der italienischen Schwulenbewegung Arciga, bezeichnete Lippis Äußerungen als”unglücklich”. Lippi habe das schwulenfeindliche Klima im Fußballsport untertrieben. Schwule gebe es in praktisch jeder Sportart, allerdings seien sie nur in Macho-Milieus gezwungen, sich zu verstecken.

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