`Merrill Lynch bewertet die Gewinnerwartungen eines Unternehmens schlechter als letztes Jahr, dessen Aktie bricht daraufhin ein.´

So oder so ähnlich klingen täglich zahllose Nachrichten.

Mitarbeiter einer Bank, die sprichwörtlich immer gewinnt, aber trotzdem wegen abstruser Fehlspekulation taumelt, erahnen, daß beliebiges Unternehmen weniger viel Geld verdient als vergangenes Jahr, woraufhin Menschen, die auf der Rennbahn der Volkswirtschaften zocken, ihre Wettscheine umschichten, das betroffene Unternehmen wankt.

Testspiele im Sommerloch funktionieren genauso.

Beim fröhlichen Sommerkick nur so aus Daffke vor 30.000 Zuschauern Real Madrid 4:0 geschlagen, die Erwartungen ans Produkt in die Champions League katapultiert und dann beim Auftaktspiel gegen Hoffenheim 1:2 verloren und bereits im Abstiegskampf gelandet?
Der “Sportjournalismus” schreibt die passenden Gewinnwarnungen oder jubelt die Aktie nach oben.
Verein, Trainer und Spieler verstehen plötzlich wie es ist an der Börse, sogar ohne bei Dortmund zu sein.

Eine Woche später:
1:1 in Bielefeld.
Der erste Spieler ranzt, nach schwerem Kampf incl. Zerrung an bisher dem Laien völlig unbekanntem Muskel, den Spielfeldrandreporter an, der Trainer hat die Maulfäule und Zahnschmerzen und der Präsident verweigert sich dem Interview weil er sich gerade die Bratwurst aufs Hemd geworfen hat und das im Fernsehen einfach immer schlecht aussieht.
Der Sportreporter ist beleidigt und Beckmann faselt in der Sportschau was über Metaphysik, Madrid 4:0 und den Untergang.
Jetzt schreibt der Kicker spätestens die ersten Leistungsträger in die Geheimverhandlungen mit dem FC Bayern, zwei Wochen später glauben sie es selber und geben “für alle Fälle” schon mal die Kontonummer fürs Handgeld durch. Bayern dementiert.

Die lokale Tageszeitung schreibt täglich vom “Wechselhickhack”, Madrid 4:0 und von den enttäuschten Hoffnungen der Fans.
Schliesslich steht das Team, langjähriger zuverlässiger Kandidat fürs graue Mittelfeld der Tabelle mit 5:5 Punkten irgendwo im grauen Mittelfeld der Tabelle.
“Wo ist der Schwung vom Spiel gegen Madrid 4:0 ?”

Die Teamaktie liegt am Boden.

Fans maulen auf den Tribünen, werden zäh im Applaus und über allem schwebt der Geist von damals…Madrid 4:0!
Die ersten Fans sehen die Leistungsträger bei Bayern, ihren Verein auf Jahre nicht in der Championsleague, vielleicht sogar, Gott bewahre, im grauen Mittelfeld der Tabelle, früher war allgemein alles besser – Bayern dementiert.

Die Wertpapiere des Fans sind seine Dauerkarte, seine Stimme und seine Liebe.
Letzteres ist umschichtbar, der Verkauf von Trainerpapieren wird per Stimme durch formlose “Neururer* raus!”-Rufe angekündigt.
Die Dauerkarte kann verbrannt, bzw. die Chipkarte geschmolzen und nach dem Verrauschen der schlimmsten Wut dank moderner Zeiten anschliessend als verloren gemeldet und ersetzt werden.

Die Vereine täten gut daran, sich beim Testspielprogramm von erfahrenen Investmentbankern beraten zu lassen

oder vielleicht lieber doch nicht!

*Name vom Autoren geändert

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