Bullen in der Messestadt

von Gregor Mothes

Mit der Übernahme eines lokalen Fünftligavereins will der Brausekonzern Red Bull von Leipzig aus ins deutsche Fußballgeschäft einsteigen.

Beim Roten Stern kann man sich über mangelnden Erfolg nicht beklagen. Sowohl das Damen als auch das Herrenteam des 1999 gegründeten linken Sportvereins aus Leipzig Connewitz haben in der letzten Saison den Stadtpokal geholt, die Herren konnten noch dazu die Meisterschaft und den Aufstieg in die Bezirksklasse feiern. Supporter entrollten beim Endspiel ein Transparent mit der Aufschrift: “The winner takes it all”. Nun freuen sich die Fußballer darauf, “mit möglichst vielen Fans in der Provinz aufzuschlagen” um dort “wie Außerirdische beäugt zu werden.”

Um den profiorientierten Fußball ist es in der Stadt hingegen nicht so gut bestellt. Die beiden Traditionsclubs, der 1. FC Lokomotive und der FC Sachsen, früher BSG Chemie Leipzig, treffen sich in der beginnenden Saison in der 5. Liga wieder- vorläufiger Tiefpunkt einer jahrelangen andauernden Berg- und Talfahrt der Leipziger Spitzenclubs. Schlagzeilen macht Leipzig allenfalls durch Ausschreitungen oder organisierte Überfälle der rechtsradikalen Lok-Ultras, von denen sich der Verein lange nur halbherzig distanzierte. Erst nach einer heftigen Sanktionsdrohung durch DFB-Präsident Theo Zwanziger gab es einige Stadionverbote.
Vereinspräsident Steffen Kubald, der selbst aus der Lok-Hooliganszene stammt, und seinen Lebenswandel gern mit dem eines Joschka Fischer vergleicht, sagt inzwischen: “Wer sich nicht an die Regeln hält und dem 1. FC Lok schadet, kriegt von uns Hausverbot.“ Dennoch kam es bei Lok-Spielen immer wieder zu heftigen Gewaltausbrüchen, die Zuschauer im Block stellen sich schon mal in Form eines Hakenkreuzes auf oder gehen mit Eisenstangen auf Polizisten und vermeintliche Gegner los. Im vergangenen Jahr wurden zwei von Chemiefans veranstaltete Weihnachtsfeiern angegriffen. Mit Gaspistolen und Baseballschlägern bewaffnete Vermummte verletzten Gäste und Personal und zertrümmerten die Einrichtung.

Alle Versuche, erstklassigen Fußball in der Stadt zu etablieren, sind in den letzten Jahren gescheitert. Das 2004 fertiggestellte Zentralstadion mit seinen 45000 Plätzen war 2006 WM-Austragungsort. In den Jahren danach wurde es zum Schauplatz der tristen Regionalliga-Partien des FC Sachsen vor einigen hundert Zuschauern und schließlich dessen Abstieg in die Oberliga.Dabei stand es um die etablierten Leipziger Clubs nicht immer so schlecht. In der Saison 1963/64, ausgerechnet in dem Jahr, als der 1. FC Lok offiziell zum Leistungszentrum der Leipziger Region erklärt wurde, holte der Lokalrivale Chemie die DDR- Fußballmeisterschaft. Dem “Club” selbst gelang dies nie, dennoch war Lok vor allem im FDGB-Pokal und international sehr erfolgreich. “Wer spielt besser als die Brasilianer, nur die Leipziger Eisenbahner”, hieß es damals. Im Jahr 1987 zog Lok Leipzig ins Finale des Europacup der Pokalsieger ein und scheiterte knapp mit 0:1 gegen Ajax Amsterdam.
1991 wurde Lok in VfB Leipzig umbenannt. So hieß der inoffizielle Vorgängerclub, der 1903 erster deutscher Meister wurde und bis 1946 existierte. Als VfB spielte die Mannschaft eine Saison in der Bundesliga, stieg jedoch wieder ab und musste sich knapp zehn Jahre später nach der zweiten Insolvenz auflösen. Fans gründeten 2003 einen neuen Verein namens 1. FC Lokomotive Leipzig eV. Inzwischen spielt dieser wieder in der Oberliga. Auch der FC Sachsen Leipzig, der im Jahr 1990 aus einer Fusion der BSG Chemie Leipzig mit Chemie Böhlen hervorgegangen war, schaffte es trotz finanzieller Förderung, hochkarätiger Spielereinkäufe und Trainerwechsel nie über die 3. Liga hinaus.
Michael Kölmel, Betreiber des Zentralstadions, hat viel in beide Vereine investiert, doch außer den Betriebskostenabrechnungen bringt das Stadion derzeit nicht viel ein.

Doch nun naht die Rettung aus einer ganz anderen Ecke. Drei Jahre hatte der österreichische Getränkehersteller Red Bull nach einem Verein gesucht, den er übernehmen kann, um damit in den deutschen Fußballmarkt einzusteigen. Gegenstand des Interesses waren etwa Fortuna Düsseldorf und Sachsen Leipzig. Doch Fanproteste und das Reglement des DFB vereitelten die Übernahmepläne- unter anderem verbieten es die Statuten, dass ein Verein den Namen seines Sponsors trägt. Gemeinsam mit dem SSV Markranstädt und einem Konzept ging Kölmel nun seinerseits auf Red Bull zu. Diesmal stimmten die Voraussetzungen. Der Leipziger Vorortverein gliederte seine Fußballabteilung aus und übertrug Red Bull die Startrechte für die 5. Liga, in der kein DFB-Lizensierungsverfahren greift. Selbst der Vereinsname klingt jetzt ganz unverfänglich. RBL steht offiziell für “Rasen Ballsport Leipzig”.Die Saison 2009/ 10 bestreitet Red Bull noch im “Stadion am Bad” in Markranstädt, nach dem schon fest eingeplanten Aufstieg in die Regionalliga soll der RBL ins Zentralstadion umziehen, an dem Red Bull dann auch die Namensrechte besitzt. Läuft alles nach Plan, soll RB Leipzig in spätestens acht Jahren in der Red Bull Arena Bundesligafußball spielen.
Der RBL ist nicht das erste Engagement des Getränkeherstellers im Fußball. In Salzburg übernahm Red Bull im Jahr 2005 die Austria und kaufte sich damit direkt in die österreichische Bundesliga ein. Die aktiven Fans verließen den Verein und gründeten eine neue Austria, die auf Landesliganiveau spielt. Red Bull wurde seit der Übernahme zwei Mal österreichischer Meister. Neben Red Bull Salzburg existiert noch ein Team in New York sowie Fußballschulen in Brasilien und Ghana. Mit seinem Einstieg in Leipzig möchte Red Bull “helfen, dem Fußball in der Region wieder den Stellenwert zu geben, den er verdient”, wie es der Geschäftsführer von Red Bull Soccer formuliert. Ein weiteres Ziel dürfte es sein, die Marke Red Bull neben der Formel 1 in einem weiteren massentauglichen Sport zu etablieren.

Wenn also in der kommenden Saison von den Rängen einer der beliebten Gesänge gegen “Bullenschweine” ertönt, wäre es durchaus möglich, dass damit einmal nicht die Polizei gemeint ist. Bislang ist es völlig unklar, wer die Fans von Red Bull alias Rasenball Leipzig überhaupt sein werden, einig sind sich die Beobachter jedoch, dass sie am Anfang einen schweren Stand haben werden. Kurz nach Bekanntwerden des Einstiegs in Markranstädt wurden im Stadion am Bad Anti-Red-Bull-Parolen angebracht und der Rasen mit Unkrautbekämpfungsmittel ruiniert.
In der am 09. August beginnenden Saison der Oberliga Nordost werden sich alle drei Leipziger Teams samt Anhang begegnen. Wenn Lok und Sachsen gegeneinander spielen, gleicht die Situation in der Stadt traditionell einem Ausnahmezustand und Tausende Polizisten versuchen, das Schlimmste zu verhindern. Wenn nun auch noch der RB Leipzig am Start ist, der weder beim Anhang von Lok noch bei Sachsen Leipzig große Sympathien hat, wird die Lage gleich noch ein bisschen spannender.

Die Mehrheit der Leipziger Bevölkerung scheint von dem neuen Verein indes begeistert zu sein, die Leipziger Volkszeitung übt sich in Jubelberichterstattung und die erste offizielle Fanpage des Vereins erfreut sich großen Zuspruchs. Zweifellos gilt Red Bull als Favorit, schließlich verpflichtete die Mannschaft bereits jetzt mehrere Spieler aus höheren Spielklassen. Einige Akteure des SSV Markranstädt wurden aber auch übernommen. Das Potential für den Aufstieg hätten auch die anderen Leipziger Teams. Laut Steffen Kubald sei Red Bull das “Bayern der Oberliga”- doch auch Bayern sei eben dieses Jahr nur zweiter geworden.

Beim Roten Stern gibt es zu den neuen Entwicklungen keine einheitliche Positionierung. Während ein Teil Red Bull als “aufgeblasenes Kommerzmonster” ablehnt, steht ein anderer Teil dem Verein aufgeschlossener gegenüber und sieht darin eine “Konsequenz aus dem logisch nicht mehr zu erklärenden Krieg zwischen den beiden traditionellen Fußballmächten der Stadt”.
Roter Stern selbst könnte schon in der kommenden Saison im Bezirkspokal auf die zweite Mannschaft von Red Bull treffen. Nach dem ersten großen Derby gefragt, erklärt eine Sprecherin: “Ansonsten trifft man sich vielleicht irgendwann einmal in der Bundesliga. Man trifft sich immer zweimal im Leben.”

Kommentare

9 Kommentare zu “Bullen in der Messestadt”

  1. Kritiker am 08.09.09 11:58

    Solche Artikel kommen dabei heraus, wenn der Verfasser entweder keinerlei oder nur sehr wenig Ahnung darüber hat, worüber er schreibt, oder ein Gefälligkeitsartikel entstehen sollte.

  2. Noch ein Kritiker am 08.09.09 12:15

    Roter Stern, Lok, Sachsen, Red Bull in einem Artikel – das stinkt zum Himmel. Da wurde die Position eines Anhängers von Roter Stern wiedergegeben.

    Seitwann sind andauernd Ausschreitungen bei Lok Leipzig? Ich selber war bei einigen Spielen und konnte Derartiges nicht feststellen.

    Der Artikel glänzt mit Unwissenheit!

  3. Loco am 08.09.09 13:20

    Lange nicht mehr so einen Schwachsinn gelesen! Null Ahnung vom Leipziger Fußball und wahrscheinlich das ganze Halbwissen aus der Presse bezogen!
    Als Autor würde ich mich für so einen oberflächlichen, schlecht bzw. gar nicht recherchierten Artikel in Grund und Boden schämen!

  4. Nussknacker am 08.09.09 13:29

    selten so´n mist gelesen.

  5. Anonymous am 08.09.09 15:43

    selbst als chemiker muss ich zugeben, dass das eine bodenlose frechheit ist!
    schäm dich für diesen artikel!

  6. Anonymous am 08.11.09 11:27

    muss auch sagen das der artikel wirklich nicht überzeugend geschrieben wurde…

  7. Foxy am 08.18.09 09:12

    DAs ist ja schön und gut, dass ihr den Artikel alle saumäßig schlecht findet. Aber was genau passt Euch denn nicht? Stehen da Unwahrheiten drin? Oder passt Euch nur der Tenor nicht?
    F

  8. Fast alles über den Leipziger Fußball : SportsWire am 10.07.09 21:43

    […] aktuellen Stand der Vereine Lok, FC Sachsen und Rasen Ballsport Leipzig versuchte ich kürzlich mit diesem Bericht zu geben. Dabei war mir durchaus bewusst, dass in einer solchen Reportage nicht jede Entwicklung im […]

  9. Fast alles über den Leipziger Fußball : SportsWire am 10.08.09 01:18

    […] aktuellen Stand der Vereine Lok, FC Sachsen und Rasen Ballsport Leipzig versuchte ich kürzlich mit diesem Bericht zu geben. Dabei war mir durchaus bewusst, dass in einem solchen Beitrag nicht jede Entwicklung im […]

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