Weiter gehts, da waren doch noch drei Teile zu kucken und es beginnt mit der bereits angekündigten unappetitlich patriotischen Suhle:

Rocky IV (1985)
Die Geschichte des Filmes ist schnell erzählt und auch der Film selbst tut dies eigentlich schon in seinem Vorspann.
Eine US-amerikanische und eine sowjetische Faust, bzw. Handschuhe im entsprechenden Design, knallen aufeinander, es explodiert, der Rest ist Knall und Rumms und Rauch.
Die restlichen 10 Prozent des Filmes füllt eine Nebenhandlung mit einem Roboter von Sony … bitte nicht fragen, es ist so.
Wo wir schon bei Robotern sind, Dolph Lundgren und Brigitte Nielsen…die beiden hatte ich wirklich vergessen!

Ab der Hälfte des Filmes wiederholt Rockys Trainer immer wieder das Mantra “Keine Schmerzen!” Man meint, er spreche direkt den Zuschauern an, allerdings nicht im Sinne von `wir tun Dir jetzt nicht mehr weh´, sondern von `besauf Dich, solange es noch geht!´

Jeder Film ist eine kleine Zeitreise, nicht in die Zeit, in der er spielt, sondern in die, in der er gemacht wurde, hier ist es gehupft wie gesprungen wie auf die Klappe gefallen.
1984 riss Ronald Reagen bei einer Mikrofonprobe seinen berühmten Bombenwitz:
“My fellow Americans, I’m pleased to tell you today that I’ve signed legislation that will outlaw Russia forever. We begin bombing in five minutes.”
Daß dies ausblieb dürfte der friedliebenste Akt seiner Amtszeit gewesen sein.
Trotzdem, anstatt Bomben schickte Amerika eben Rocky.

Es gibt in diesem Film absolut nicht eine einzige Szene, die nicht albern wäre und/oder durch unsägliche Texte an die Grenze zur Satire getrieben würde.
Zum guten Schluss hält Rocky noch eine Ansprache ans sowjetische Volk…
Ulkig übrigens, daß Rockys Gesicht in jedem Film weniger Schaden nimmt, obwohl die Schläge doch als immer ungeheurer dargestellt werden.
David Hasselhoff hat die Mauer umgesungen, Rocky hat Gorbatschov auf die Idee mit Glasnost und Perestroika gebracht!

Ein Klassenkamerad versicherte mir damals glaubhaft, wie die Menschen im Kino am Ende des Kampfes aufgestanden seien und Rocky applaudiert hätten, es war 1985, es war kalter Krieg, vielleicht muß man dabeigewesen sein…

Rocky V (1990)
Die Geschichte dieses Teils ist erstaunlich komplex, nur anfühlen tut sie sich irgendwie wie immer.
Was Sylvester Stallone hier an Knallchargen um sich versammelt ist schon bemerkenswert. Ausnahmslos jeder Charakter wie mit dem Holzhammer ausgestanzt und vom selben Holzhammer dargestellt.

Dieser Film ist übrigens voller erbaulicher Ansprachen:
Sich Regen bringt Segen, Du kannst es schaffen, wenn Du nur immer warme Socken trägst, Du wirst da hinkommen, wenn Du endlich hier weggehst!
Letzteres wurde nur von Grobi ergreifender dargestellt.

Erstaunlich auch wie Rocky Jr. und Pauly innerhalb weniger Wochen um Jahre gealtert sind, muß wohl psychologische Gründe haben. Der Zuschauer stellt auch bereits verstärkte Grauehaarebildung fest.
Ist es denn wirklich zuviel verlangt sich beim Dreh eines neuen Filmes wenigstens den vorherigen noch einmal anzusehen?
hm..äh..okay, in diesem Fall, ja!
Die Produzenten sind entschuldigt, das kann wirklich niemand von einem verlangen!

Im Geiste erscheint Rocky noch regelmässig Drago und auch ich träume immer noch alp ob dessen darstellerischer Leistung.
Gelegentlich sehe ich ihn beim Öffnen meines Kühlschrankes vor mir:
`WENN ES TOT IST, DANN IST ES TOT! Käse?´

Der vierte Teil hat tiefe geistige Narben hinterlassen, Rocky hört es regelmässig fiepen, Diagnose Hirnschaden, und haut am Ende doch wieder einen um.
Der ist in diesem Fall eine besonders schlecht frisierte Pupsnase und der böse Boxpromoter, hinten links unter der Brille kriegt natürlich auch noch eine reingehauen.
Die Innovation dieses Films ist es, daß Rocky das auf der Strasse tut und damit wohl irgendwie die Krankheit besiegt…oder so, denn bei Rocky VI wird sie keine Rolle mehr spielen, war sowieso auch ne miese Knallscharge, der Hirnschaden.

Rocky VI (2006)
Die Figur “Rocky” ist irgendwie irgendeine Ikone, wie sollte man das bestreiten?
30 Jahre nach dem ersten Film bekommt sie ihre Abschiedsparty.
Man möchte den Film dann auch so gerne mögen, nach fünf durchgestanden Runden ist man hier, den Champion aufs Altenteil zu schicken.
Er ist einem ans Herz gewachsen, ein bißchen, auf eine spezielle Weise, obwohl er doch meist einfach nur ein mentaler Leberhacken von einem Riesenbockmist war und auch schon mal richtig weh getan hat.

Ein Kommentator des finalen Kampfes fasst eigentlich alles treffend zusammen:
“Willkommen im Rockyland!”

Sylvester Stallone ist als Schauspieler immer noch mies, aber hier betreibt er Darstellerei mit immerhin drei verschiedenen Gesichtsausdrücken, die auch noch jeweils zu Szene passen.
Er spielt das, was einem an Rocky im erste Teil irgendwie sympathisch war, einen dösigen aber liebenswerten Dödel.
Der Dödel ist alt geworden.
Pauly auch, und er ist zum ersten Mal keine alberne Comicfigur mehr, sondern ein richtiger Character in a supporting role.

Eigentlich hat Stallone in diesem Film alles richtig gemacht,
an mehreren Stellen blitzt Selbstironie auf, endlich!
Es ist kein grosser, kein wichtiger Film, kein schlechter Film, es ist ein ganz guter Abschiedsfilm.

Der Boxkampf ist inszeniert wie eine Live-Übertragung, gespickt mit Rückblenden, Anspielungen, Querverweisen, schnellen Schnitten, vielleicht sogar zu vielen und doch ist man sich treu geblieben, immer noch eine Riesenprügelei.
Ein moderner Boxfilm mit anachronistischer Hauptfigur.
Am Ende ertappt man sich sogar bei ein bißchen Wehmut…

Rocky: “Es ist vorbei, wenn es vorbei ist.”
Dixon: “Ist das ein Spruch aus den 80ern?”
Rocky: “Eher aus den 70ern.”

Jetzt ist es vorbei!

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