Benedikt Pliquett ist nicht nur Torwart beim FC St. Pauli, sondern engagiert sich auch gegen Nazis und Rassismus. Der Antiberliner stellte SportsWire sein kürzlich erschienenes Interview mit Pliquett zur Verfügung.

Der FC St. Pauli hat in der aktuellen Saison keine schlechte Hinrunde gespielt. Glaubst du, der Aufstieg in die erste Fussball-Bundesliga ist in diesem Jahr noch drin?

Wenn man sich die aktuelle Tabellensituation anschaut, dann sind es ja nur drei Punkte, die den Abstand zu einem Aufstiegsplatz ausmachen.
Und wenn man die fehlende Konstanz vieler Mannschaften in der Hinrunde auch in Betracht zieht, dann haben wir sicher noch alle Möglichkeiten.

Für Gästemannschaften auf St. Pauli ist das Stadion am Millerntor ein echter Hexenkessel. Was bewirkt diese Stimmung bei euch Heimspielern?

Ich denke, wenn man sich unsere Heim- und Auswärtsbilanz anschaut, dann kann man daraus einiges schließen: Es scheint bei vielen in der Mannschaft einiges zu bewirken.
Mir ist es eigentlich fast egal, ob home or away, ich will immer gewinnen. Und wenn ich dann von den gegnerischen Fans bepöbelt werde, dann stachelt mich das genau so an. Aber wir haben ja auswärts auch immer reichlich eigene Fans dabei.

Werdet ihr auswärts öfter bepöbelt?

Naja das Übliche halt, dass dich die gegnerischen Fans nicht mögen. Häufig ist es dann simpel wie »Scheiß Sankt Pauli«, aber ab und zu gibt es leider auch politisch unkorrekte Rufe.

Der FC St. Pauli ist für seine antifaschistisch eingestellten Fans bekannt, und auch du engagierst dich selbst gegen Rechts. Wie kam es zu diesem für Fussballspieler eher ungewöhnlichen Einsatz?

Ich bin so erzogen worden und auch in einem eher linken Umfeld aufgewachsen. Hinzu kommt mein »Hip-Hop Lifestyle« und in diesem Zusammenhang schon frühe negative Erfahrungen mit Nazis. Jetzt, wo ich öffentlich Gehör finde, versuche ich mich mit Betracht auf Nachhaltigkeit gegen Rechts stark zu machen.

Die »Ultrà Sankt Pauli« machen gegen staatlichen Rassismus mobil und unterstützen Migranten, die von Abschiebung bedroht sind. Was hältst du von diesem Engagement?

Egal, welche Vorurteile dem Begriff Ultrà heutzutage anhängen, finde ich es echt fantastisch, wie viel positives soziales Engagement von dieser Gruppe ausgeht. Speziell die Zusammenarbeit mit den Migranten im Abschiebelager in Horst – nördlich von Hamburg – finde ich unglaublich toll.

In der Männerdomäne Fussball ist Homosexualität noch immer ein riesiges Tabu. Vor welchen Problemen könnte ein Spieler beim FC St. Pauli stehen, wenn er sich outen würde?

Ich verstehe es auf der einen Seite nicht, warum sich keiner outet, kann mir aber denken, wovor viele Angst hätten. So ein coming out als Fußballer würde sicherlich für ein riesiges Medienspektakel sorgen, aber auf der anderen Seite auch zu Ausgrenzung und Mißachtung führen, da unsere Gesellschaft, bzw. die Fankultur, noch nicht so weit ist.
Grundsätzlich bin ich da derselben Meinung wie unser Präsident Corny Littmann – selbst bekennender Homosexueller: Einer von elf ist homosexuell (nicht zu wörtlich nehmen)

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