Auswärts-Hölle Tivoli

von Jean-Claude

Der Masochismus auswärts fahrender St. Pauli-Fans hat mittlerweile ja schon T-Shirt-Status. Unbeirrbar debil fuhr man dennoch nach Aachen, weil sich wider besseren Wissens ein unfassbar unermessliches Interesse am dortigen Geschehen einstellte. Erwartungshaltung: Möglichst drei Gegentore in den ersten zehn Minuten kassieren, um dann bedröppelt wieder abzugüntern…

Entsprechend wurde das 0:0 nach 15 Minuten schon mit “wir sind wieder wer” gefeiert und der Halbzeitstand von 1:0 für Sankt Pauli mit der laut geäußerten Überlegung “wollen wir außerhalb des Stadions Bier trinken gehen?” quittiert. Die Wiedergabe des weiteren Spielverlaufs kann man sich hier getrost ersparen, da die geneigte SportsWire-Leserin diesen sicher bereits studiert hat. In jedem Fall war man erst in Köln und dann am Tivoli und dann schon wieder auf der Autobahn. Dazwischen lagen ein Stadion ohne Bier, eine Tanke, die von den unterschiedlichsten Polizeieinheiten aus ganz Nordrhein-Westfalen offenbar bewohnt wird und ein grandioser Auswärtssieg.

Ausgehen und Taxifahren in Köln erfordern für Norddeutsche im Übrigen das Überwinden gewisser sprachlicher und kultureller Hürden. Denn wer sich einfach gehen lässt, dem passiert im Taxi leicht Folgendes:
Fahrer: “Dähr Melaaaatenjürrrrttelll is lang, wälsche Höhe?”
Fahrgast: „Ähh, Nummer 100“
5 Minuten später
Fahrer: “So da jejenüber is dähr Honda, woll?“
Tja, hier kenn ich mich, wie man im Rhingland unter Auslassung des „aus“ sagt, um mitzuteilen, dass man sich auskennt. Hier känn isch misch also oder eben auch nicht.

Ebenso wenig kannte ich die männliche Gladbach-Stola, die mir beim Betreten der Kölner Kneipe “Stiefel” sofort um den Hals hing und begeistert-betrunken vom 4:2-Derbysieg dähr Borussia berichtete. Not something for everyone dieser “Emfang”, is it? Endgültig in die Kategorie “nett aber nervig” fällt dann, wenn man sich morgens in der Kneipe beim Katerfrühstücken vor dem Spiel unterhalten muss, denn unsereiner will da ja mit niemandem reden, schon gar nicht will man eine Glasgrößen-Diskussion mit einer männlichen Tresenkraft, die Apfelschorle aus 0,2-Liter-Kölschgläsern ausschenkt, weil die Einheimischen das für normal halten. “Ja, ich bestelle dann eben vier davon, digger, na und?”

Und dann waren da noch die UA (abgeleitet von aua), die nach ihrer grandiosen “Außer Heinrichs könnt Ihr alle gehen!”-Show den gegnerischen(!) Anhang, ob des zu leisen Supports geißelten. Na, wenn man sonst keine Probleme hat..?!?

PS
Von den Flachpfeifen hier, war (zum Glück) scheinbar auch niemand da…

Kommentare

1 Kommentar zu “Auswärts-Hölle Tivoli”

  1. E lustich Kowelenzer Schängelche ich sein : SportsWire am 05.20.09 18:27

    […] zu Spielen des FC St. Pauli sind rein sportlich betrachtet fast immer die Hölle. Darauf wurde hier bei SportsWire bereits hingewiesen. Aber das Drumherum bereitet doch manchmal Vergnügen. Mein […]

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