Zum wiederholten Mal überrascht Michael Vesper, der Generaldirektor des DOSB, Deutscher Olympischer Sportbund, Nachfolgeorganisation des Nationalen Olympischen Komitees, NOK, mit zweifelhaften Aussagen zur Menschenrechtslage in China.

“In jedem Land der Welt…”

Herr Vesper sagte im ARD-Weltspiegel am 3.August 2008 auf die Frage nach dem für Journalisten in China eingeschränkten Internetzugang:
“In jedem Land der Welt, auch in der Bundesrepublik Deutschland, werden Internetseiten gesperrt, bei uns sind es rechtsradikale Seiten, die gesperrt werden und es ist natürlich, das ist auch in China so, daß einzelne Seiten gesperrt werden.”

Das war schnell und leichthin gesprochen und erschreckte doch.

Falsch und niederträchtig

Die Aussage von Herrn Vesper ist sowohl falsch, wie auch niederträchtig. Das Sperren von Webinhalten, die Zensur des Internets, ist kein harmlos normaler Vorgang, sondern stellt schon eine Charakteristik undemokratischer Regime dar. Anzumerken ist hier, daß in China nicht “einzelne” Seiten gesperrt werden, sondern massiv und umfassend eingegriffen wird.

Selbstversuch

Ein Selbstversuch mit geistig körperlichem Unbehagen zeigt, daß man problemlos in Deutschland die Websites von beispielsweise “Blood & Honour”, “NPD” oder auch der “WikingJugend” aufrufen kann.

Doch Internetzensur soll nicht das Thema sein, mögen sich weiter Google und Yahoo in enger Zusammenarbeit mit der chinesischen Führung damit beschäftigen.

Was möglich sein sollte, aber nicht ist

Festzuhalten bleibt die niederträchtige Gleichsetzung durch Herrn Vesper, von rechtsradikalen Organisationen, deren Seiten in Deutschland nicht, und beispielsweise Amnesty International oder Human Rights Watch, deren Internetauftritte in China gesperrt sind.
Dort sind sie das, ebenso wie zahllose andere Informationen, immer für alle Menschen. Ein klares Statement dagegen war inzwischen nicht einmal mehr zu erwarten, aber wäre denn nicht wenigstens ein inhaltlich korrekter Hinweis ohne Verharmlosung möglich gewesen, daß es sich bei der Zensur um einen unzulässigen Eingriff in die Arbeit der Journalisten handelt.

Nein, Herrn Michael Vesper war das offensichtlich nicht möglich.

Kommentare

1 Kommentar zu “Auftritt: Michael Vesper”

  1. Ronaldodinho am 08.04.08 16:52

    Als ich das gestern hörte, dachte ich ich trau meinen Ohren nicht.
    Gut, daß Ihr das hier dokumentiert habt!

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