Auch Eltern brauchen Regeln

von Elke Wittich

Eltern soll man sehen, aber nicht hören – was sich anhört wie der unerfüllbare Tagtraum eines genervten Teenies, ist in Wirklichkeit der erste Passus von insgesamt zehn Regeln für Erzoehungsberechtigte, die vom amerikanischen «Institute for International Sport» (ISP) erlassen wurden.
Schließlich kann kaum jemand Kindern den Spaß am Sporttreiben so nachhaltig verderben wie überehrgeizige, jähzornige, besserwisserische oder lieblose Eltern. Nicht nur in den USA…

Die zehn goldenen Regeln für die Eltern kleiner Sportler könnten durchaus auch in Deutschland an die Erziehungsberechtigten verteilt werden:

Dem Coach nicht reinzureden ist eine davon. Eine weitere rät denjenigen, die ihr Temperament nicht in den Griff bekommen, sich wenigstens etwas abseits aufzuhalten und gegebenenfalls dort herumzutoben – um dem Sohn oder der Tochter eine Menge Peinlichkeiten zu ersparen.
Darüber hinaus fordern die Regeln, nicht nur den eigenen Nachwuchs zu loben und selbst nach haarstäubenden spielentscheidenden Fehlern aufzumuntern, sondern auch den
gegnerischen Kids bei gelungenen Aktionen zu applaudieren.
Im Sport, so das ISP, gehe es schliesslich nicht nur ums Gewinnen, sondern auch um Fairplay, Toleranz und Spass.

Hierzulande gibt es ein Fachwort für schlechtes Benehmen eines überehrgeizigen Elternteils. Es lautet «Eislaufmutter» und legt die Vermutung nahe, lediglich der weibliche Elternteil pflege aus der Rollezufallen–der hinreichend bekannte Typus der Mutter nämlich, die die eigene verpasste Karriere durch ihre Tochter erleben will.

Wie falsch man mit dieser Annahme liegt, zeigt ein sonntäglicher Besuch bei einem x-beliebigen Fussballspiel irgendwo zwischen A-und F-Jugend.

Dort steht das männliche Pendant zur Eislaufmutter – der Fußballvater–und brüllt: «Stefan,nach rechts! Nach rechts!», woraufhin es der ballführende Sohn prompt über links versucht.
Und so mitten in das väterliche «Verdammt, konzentrier dich, rechts!» das spielentscheidende Tor erzielt.
Was der Vater dann stolz mit einem «Na also!» kommentiert.
Klappt es dagegen nicht, kann nicht jeder der geknickten kleinen Kicker mit Trost rechnen: Dem Abpfiff folgen Vorwürfe, Häme und manchmal sogar derbe Knüffe, wenn das Kind die Kritik nicht widerspruchslos hinnehmen möchte und glaubt, als Beteiligter eine Spielsituation oder
die mannschaftlichen Möglichkeiten besser einschätzen zu können.

In einer repräsentativen Internet-Umfrage der ISP gaben 85 Prozent der US-Teilnehmer an, mindestens einmal beleidigende Äusserungen während irgendeines Spiels Minderjäh-
riger in irgendeiner Sportart gehört zu haben. Und 40 Prozent hatten sogar erlebt, dass körperliche Gewalt ausgeübt wurde.

Welches Ergebnis eine ähnliche Umfrage in der Europa hätte, kann man nur vermuten.

Die Top 10-Gebote des «Institute for International Sport», wie sich Eltern von sporttreibenden Kindern am Rand des Sportplatzes zu verhalten haben:
1.
Als Eltern sollten Sie gesehen, aber nicht gehört werden
2.
Wenn Sie etwas zu sagen haben, sollte es positiv gemeint sein
3.
Kritisieren Sie nie Ihr Kind – und kritisieren Sie nie, nie, nie das Kind anderer Eltern
4.
Schreiben Sie ihrem Kind nicht vor, wie es seinen Sport zu betreiben hat
5.
Wenn Sie sich nicht beherrschen können: halten Sie sich fern von den anderen Eltern
6.
Schiedsrichter sind nicht dazu da, beleidigt zu werden
7.
Es ist absolut in Ordnung, eine schöne Aktion des Gegners mit Applaus zu belohnen
8.
Akzeptieren Sie, dass Sie ein Vorbild für Ihr Kind sind
9.
Wenn Sie von Funktionären zum Schweigen angehalten werden, halten Sie sich bitte daran
10.
Versuchen Sie, ihrem Kind ein Lächeln zu schenken – egal wie es gespielt hat

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