Mal ehrlich, wie hätte eine solche Überschrift ausgesehen: “Radikale Muslime protestieren gegen Lied von DJK Unterspiesheim”?
Irgendwie doof, nicht wahr? Vermutlich sogar so doof, dass sich nicht einmal jemand gefunden hätte, der unter Verwendung des Logos der DJK Unterspiesheim flammende Protestreden aufgenommen und bei Youtube eingestellt hätte. Dabei spielt man in Unterspiesheim nicht nur wie bei Schalke Fußball, nein, die zweite Strophe des Vereinslieds handelt ebenfalls vom Propheten Mohammed.

Genau genommen ist die zweite Strophe der Unterspiesheimer Clubhymne bis auf wenige Worte identisch mit dem Text des Schalke-Lieds:

Mohammed war ein Prophet,
der von Farben so viel versteht,
||: und aus all der schönen Farbenpracht, ja Farbenpracht
hat er sich das grün und weiß so aus erdacht :||

Wie man bei der DJK Unterspiesheim derzeit über diese Zeilen denkt, ist nicht bekannt. Vielleicht fürchtet man sich davor, dass radikale Muslime auch dieses Vereinslied entdecken, vermutlich hätte man dann allerdings den Text auf der Club-Homepage gelöscht.
Vielleicht denkt man sich allerdings auch zu Recht, dass Leute, denen es um Öffentlichkeit geht, sich nicht mit der Bezirksliga Unterfranken II abgeben, wenn sie viel schlagzeilenträchtiger einen weltweit bekannten Bundesligisten angreifen können.
Dass man sich in diesen Tagen allerdings Gedanken darüber machen muss, ob man vier nicht erst seit gestern im Internet von Jedermann ganz einfach zu findende Liedzeilen wirklich auf diesem Blog veröffentlichen soll oder nicht, ist nachgerade ekelhaft. Dass wir uns dafür entscheiden haben, hat einen ganz einfachen Grund, nämlich das irritierende Farbverständnis derjenigen, die aus der Schalke-Hymne partout einen Skandal machen wollen:

Nach der “Bezeugung“ aber kommt gleich die Verhöhnung. Prophet Muhammad habe sich das Blau und Weiß von Schalke 04 ausgedacht. Nur sind blau und weiß nicht gerade exklusive Farben von Schalke. Bayerns Landesflagge hat genau wie die israelische Flagge diese beiden Farben, aber solch einen weiten Bogen wollen wir nun wirklich nicht spannen. Nur sollte bekannt sein, dass die Farben des Propheten eher grün, weiß, rot und schwarz waren.

Die DJK Unterspiesheim spielt übrigens nicht in den israelischen Nationalfarben, die DJK Unterspiesheim spielt in Grün und Weiß.

Und jetzt alle:

Grün und weiß wie lieb ich dich,
grün und weiß ist ein Trost für mich.
||: Grün und weiß ist Wald und Flur, Wald und Flur
grün und weiß ist unsre Fußballgarnitur :||

Mohammed war ein Prophet,
der von Farben so viel versteht,
||: und aus all der schönen Farbenpracht, ja Farbenpracht
hat er sich das grün und weiß so aus erdacht :||

Ach ich wollt ich hätt ein Königreich,
alle wären dann auch nur so gleich
||: Alle Mädel ob sie jung und schön, ja jung und schön
müßten alle grün und weiß gekleidet gehn :||

Darum haltet euer Wort,
bleibt zusammen und geht nicht fort.
||: Mag der ganze Platz auch unter Wasser stehn, Wasser stehn
unsre D J K die darf nicht untergehn. :||

Kommentare

1 Kommentar zu “Auch die DJK Unterspiesheim singt”

  1. Herr Wieland am 08.05.09 10:00

    Davon wird’s noch sehr viel mehr geben. Ich hörte von Tischtennisvereinen, die in feucht fröhlicher Runde ähnliche Strophen trällern. So ungern ich es schreibe, dem Vereinslied meines glorreichen Vereins liegt eben ein Feld- Wald und Wiesenlied zugrunde, vielfach und mit unterschiedlichstem Hintergrund gesungen. Als „Ur-Version“ wird in manchen Medien nun ein Jägerlied mit dem Titel „Lob der grünen Farbe“ erwähnt. Eine andere alte Version ist aber auch das Mailied „Grün ach Grün“:


    Grün ach Grün wie lieb ich dich,
    süße Hoffnung ein Trost für mich,
    Grün ach Grün ist Wald und Flur
    Grün ist auch das Festkleid der Natur.

    Hätte ich ein Königreich
    wollt ich‘s machen der Natur so gleich,
    alle Mädchen so jung und schön
    müssen alle Grün gekleidet gehn.

    Mohamed war ein Prophet, dieser liebt ein Blumenbeet
    und vor aller Farbenpracht,
    hat er sich das holde Grün wohl auserdacht.

    Diese letzte Strophe würde wohl kaum jemand als Beleidigung des Propheten verstehen können, eher als ein Loblied. Hier passt auch die Farbe, Grün, als Farbe des Islam.
    Weil die Strophe mit Blau und Weiß so gar keinen Sinn ergibt, finde ich sie eigentlich auch ziemlich doof. Deshalb kann man m.E. über den Sinn/Unsinn dieser Strophe auch nicht sachlich diskutieren. Und so geht es eben nur um den Gegensatz zwischen der Freiheit, singen zu dürfen was man singen will, und einer erzwungenen politischen Korrektheit. „Nur“.

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