Mit den gewohnten Anstoßzeiten der Fußball-Bundesligen ist es bald vorbei, die Spieltermine werden fernsehfreundlicher und damit fanfeindlicher angesetzt. Teil 1 eines Interviews mit Sprechern der Fanorganisationen „Bündnis Aktiver Fußball-Fans” (BAFF), „Pro Fans” und „Kein Kick vor Zwei” für die Wochenzeitung Jungle World.

Seit Ende Oktober steht es fest: Der Spielplan der Ersten und Zweiten Fußball-Bundesliga wird ab der kommenden Saison noch konfuser sein als bisher schon. In der Bundesliga wird künftig zu fünf verschiedenen Zeitpunkten angestoßen: Ein Spiel findet freitags um 20.30 Uhr statt, fünf am Samstag um 15.30 Uhr, eines am Samstag um 18.30 Uhr, eines am Sonntag um 15.30 Uhr und eines am Sonntag um 17.30 Uhr. In der Zweiten Liga gibt es neben den drei Freitagsspielen und dem Montagsspiel fortan zwei Samstagsbegegnungen um 13 Uhr; außerdem werden die drei Sonntagspartien auf 13.30 Uhr vorgezogen. Die Deutsche Fußball-Liga (DFL) hofft, durch den geänderten Modus Einbußen bei der Vermarktung der Fernsehrechte zu vermeiden. Bis zum 21. November können Free- und Pay-TV-Anbieter ihre Angebote für die Übertragung der Bundesligaspiele abgeben; eine Entscheidung trifft die DFL voraussichtlich in der ersten Dezemberwoche.

Von den Fanorganisationen wird der neue Spielplan scharf kritisiert. Vor allem die dadurch noch fanfeindlicher gewordenen Anstoßzeiten und die kurzfristige Terminierung der Begegnungen werden als ärgerlich empfunden.

Ist der Kampf um fanfreundliche Anstoßzeiten verloren? Oder gibt es noch Möglichkeiten, das Blatt zu wenden?

Mathias Radowski (BAFF): Unsere Proteste wurden zumindest wahrgenommen, wenn auch die Anliegen nicht umgesetzt wurden. Wir können aber auch nicht ernsthaft erwarten, dass ein Unternehmen wie die DFL plötzlich ihre Ausrichtung und Prioritäten ändert. Die Abkehr von 12.30 Uhr ist immerhin ein kleiner Schritt, der uns aber nicht ausreicht. Wir werden sicherlich nicht die Flinte ins Korn werfen und uns der DFL geschlagen geben, auch wenn wir noch das ein oder andere Unheil durchstehen müssen.

Philipp Markhardt (Pro Fans): Die weitere Zersplitterung des Spieltages ist vor dem Hintergrund der viel zu späten endgültigen Terminierung natürlich eine Frechheit. Man scheint außerdem auch auf die Argumente gegen die frühen Anstoßzeiten am Freitag sowie das unsägliche Montagsspiel überhaupt nicht eingehen zu wollen. Ob das Blatt noch gewendet werden kann, entscheidet leider nicht der Fan, sondern das Konto der jeweiligen Kandidaten für die Rechtepakete. Was macht eigentlich die DFL, wenn Premiere oder andere Mitbewerber den geforderten Preis nicht zahlen können? Gewährt man trotzdem „größere Exklusivität”? Oder dürfen wir uns auf eine Rückkehr zu alten Zeiten freuen?

Sebastian Elbe (Kein Kick vor Zwei): Trotz der fanfeindlichen Terminierungen hört der Widerstand nicht auf. Wir haben die DFL informiert, dass wir jede Anstoßzeit vor 14 Uhr mit Protesten begleiten werden, notfalls auch über diese Saison hinaus. In Frankfurt kann man sich also aussuchen, ob man noch eine Front eröffnen will. Nämlich die mit den Rechteverwertern, die für teures Geld Übertragungsrechte erworben haben für Spiele, bei denen nicht nur der Fußball, sondern auch der lautstarke, mündige und seinem Unmut Luft machende Fan vorkommt. Das DSF kann davon heute schon ein Lied singen.

Teil 2 des Interviews folgt am Sonntag.

Kommentare

1 Kommentar zu “Anstößiges aus dem Spektakel (1)”

  1. newskick.de am 11.15.08 15:03

    Interview – Anstößiges aus dem Spektakel (1)…

    Mit den gewohnten Anstoßzeiten der Fußball-Bundesligen ist es bald vorbei, die Spieltermine werden fernsehfreundlicher und damit fanfeindlicher angesetzt. Teil 1 eines Interviews mit Sprechern der Fanorganisationen „Bündnis Aktiver Fußball-Fans…

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