Nach 20 Jahren ist nun Schluß: Steffen Stiebler, seit 1989 beim SC Magdeburg, beendet seine aktive Karriere. Im Interview spricht er über Schmerzen beim Aufstehen, Pläne und uninteressante Statistiken.

Unverhofft kommt oft. Dank des Europacup-Erfolges der Gummersbacher kann sich der SC Magdeburg am Wochenende doch noch für einen internationalen Wettbewerb qualifizieren.
Stiebler: Im Prinzip schon. Wir müssten den sechsten Platz erreichen. Aber dazu müssen wir die Rhein-Neckar Löwen schlagen und gleichzeitig auf einen Ausrutscher der Göppinger gegen Minden hoffen. Aber ich glaube, dass wir unsere Chance schon verpatzt haben, als wir in der vergangenen Woche in Wetzlar unterlagen.

Aber Sie werden am Samstag mit dabei sein, oder?
Stiebler: Ich bin dabei und werde am Samstag definitiv mein letztes Bundesligaspiel bestreiten.

Kann man denn nach 20 Jahren SC Magdeburg so ohne Weiteres loslassen?
Stiebler: 20 Jahre ist eine richtig lange Zeit. Aber wenn ich morgens aus dem Bett krieche, dann denke ich – und das schon seit längerer Zeit –, dass es reicht. Mein Körper braucht schon richtig lange, um in den Tagesrhythmus zu kommen.

Vor zwei Jahren hatten Sie sich schon einmal entschlossen, dem Bundesliga-Handball den Rücken zu kehren…
Stiebler: …bin dann aber nach einem halben Jahr zurückgekommen, als der Verein eine schwierige Phase durchlebte. Glauben Sie mir: Das war eine richtig schöne Zeit für mich, die ich voll genossen habe. Ich habe einfach versucht zu helfen, wo zu helfen war.

Hat man nach zwei Jahrzehnten in einem Verein das Gefühl, auch etwas verpasst zu haben?
Stiebler: Ich möchte die Zeit in Magdeburg nicht missen. Sicher ist es gut, wenn man auch mal über den Tellerrand schaut und zu einem anderen Verein wechselt. Aber es gab diesbezüglich nie wirklich attraktive Anfragen, sodass ich meinem SCM immer treu geblieben bin. Allerdings bin ich mit großen Erfolgen (unter anderem Meister 2001 und Champions-League-Sieger 2002, die Red.) dafür mehr als entschädigt worden. Ich bin mit dem Verlauf meiner Karriere sehr zufrieden.

Irgendeine Ahnung, wie viele Bundesligaspiele Sie für Magdeburg bestritten haben?
Stiebler: Kann ich nicht genau sagen. Letztes Jahr stand ich, glaube ich, bei 424. Irgendwo geistert hier im Hause eine Statistik herum. Aber das interessiert mich nicht.

Komisch ist, dass Sie in Ihrer Karriere gerade mal auf 18 Länderspiele kommen.
Stiebler: Da kamen viele Dinge zusammen. Als ich meine ersten vier Länderspiele machte – das war 1992 –, war ich wirklich noch sehr jung und gehörte nicht zum Stamm der Auswahl. Und in den Jahren danach hatte ich immer richtig gute Leute vor mir. Zum Beispiel Klaus-Dieter Petersen. Erst als der bei der WM 2001 passen musste, rückte ich nach. Ich betrachte es noch heute als große Ehre, dass Heiner Brand mich damals nominierte und ich eine WM erleben durfte.

Und was passiert nun nach Ihrer aktiven Zeit?
Stiebler: Ich bin schon seit knapp zwei Jahren im kaufmännischen Bereich des SCM tätig. Die Leitung der Geschäftsstelle wird künftig meine Hauptaufgabe sein. Ich will aber auch den Kontakt zum Team nicht abreißen lassen, was schwer genug ist, wenn man andere Aufgaben zu erledigen hat und auch des Öfteren unterwegs sein wird. Ich hoffe, dass ich zumindest beim Fußballspielen zum Aufwärmen dabei sein kann.

Die TOYOTA HBL hat Sie übrigens für das All Star Game am kommenden Sonntag nominiert.
Stiebler: Das ist eine ganz besondere Ehre für mich. Ich freue mich sehr, dass Frank Bohmann und einige andere in der HBL dabei an mich gedacht haben. Als regulärer Spieler habe ich das ja nie geschafft. (lacht) Da muss ich erst meine Karriere beenden, um einmal dabei zu sein.

Und wenn das Team in der kommenden Saison wieder Hilfe benötigt?
Stiebler: Dann muss es eher ohne mich auskommen. Die körperliche Beanspruchung im letzten halben Jahr war enorm. Das ging bis an die Schmerzgrenze und teilweise auch darüber hinaus. Ich bezweifle stark, dass ich der Mannschaft noch einmal helfen kann.

Kommentare

Comments are closed.

blogoscoop