Gerüchteweise pfiffen es die cleveren Mädchen aus Altona ja schon vor Wochen von den Dächern (sportswire berichtete exklusiv), seit gestern weiß es nun auch die Hamburger Morgenpost (MoPo): Beim Hamburger Sportverein in der Stellinger Müllverbrennungs-Arena tummeln sich auch Jahre nach dem Heyday von “Deutsche wehrt Euch – geht nicht zu St. Pauli” noch immer allerhand merkwürdige Gestalten. Der “Laut gegen Nazis”-Blog sprach gestern sogar von “HSV-Nazis” und heute heißt es, man wolle ein Stadionverbot gegen Rassisten…

Was ist passiert? Nun: Ein Hamburger Pärchen, bestehend aus dem schwarzen Football-Spieler Campino Milligan und seiner Freundin Ivonne, hatte es “gewagt”, sich in der Nordkurve des HSV am vergangenen Freitag das Spitzenspiel gegen die Bayern anschauen zu wollen – allerdings in den Farben des gegnerischen Vereins, was in der Fankurve des HSV eigentlich verboten ist. Auf dieses Verbot wurde das Pärchen daraufhin  – nun ja – “aufmerksam gemacht”, allerdings nicht in Form von Ordner-Hinweisen oder “Bayern-Sau”-Rufen, was Milligan nach eigener Aussage “noch verstanden” hätte, sondern mit “Nigger-Schlampe”, “SS”-Rufen, weiteren Nazi-Parolen und der Aufforderung eines Ordners “Verpiss dich hier, du Sau, geh zurück in den Busch”. Außerdem kam es zu Spuck-Attacken und Handgreiflichkeiten, bevor das Paar schließlich noch vor Anpfiff die Flucht ergriff.

Wiewohl es als nicht so ganz schlau gelten darf, in kompletter Bayern-Montur in die Nordkurve zu gehen (hier wäre vielleicht eine Wiederauflage des alten Slogans “Sei schlau – geh zum HSV!” bedenkenswert) und man auf der Dortmunder Südtribüne selbst mit einem blauen Regenschirm schon echte Probleme kriegen kann (private Empirie des Autors), darf man sich über das dargebotene Genre-Repertoire der Beschimpfungen durchaus wundern. Denn beim HSV hat sich ja sooo vieles geändert in den letzten Jahren, aber offenbar eben doch nicht alles.

Denn bereits bei den Unmutsäußerungen über die Leistung von Timothee Atouba zeigte das Fan-Personal der Rauten auf der Haupttribüne(!) sein rassistisches Potential (“Nigger, Affe, Kanake”) beim Griff in die Hasskiste. Völlig idiotisch ist jedoch das Nazi-Geschwafel von “MoPo” bis “Laut gegen…” eben jene. Man muss schlechterdings kein Vollnazi sein, um Menschen anderer Hautfarbe ihr Aussehen vorwerfen zu wollen, es reicht völlig, ein ganz normal durchschnittlicher, in aller Regel männlicher Alltagsrassist zu sein und sich ein paar Bier auf die hohle Birne zu gießen und dann kommt er schon raus, der deutsche Supermenschenschweinehund.

Gleiches ist regelmäßig auch auf Weihnachts- und Betriebsfeiern zu beobachten, wenn der nette türkische Kollege von eben dann eben doch zum “Kanaken” mutiert oder man sich (beiderlei Geschlechts) über “Negerschwanzlängen” amüsiert (File under -> Loddar). Wenn dieses Phänomen eine alleinige Domäne von Neonazis wäre, könnte man sich mehr oder minder entspannt zurücklehnen. Dass sich die Deutschländerwürstchen wiederum nach wie vor eher und lieber beim HSV tummeln als anderswo, sollte vor allem jenen Neo-Rauten zu denken geben, die sich in den letzten Jahren aus vermeintlich progressiven Gründen von einer vermeintlich “altlinken”, “hippiemäßigen” oder “kommerzialisierten” Fankultur am Millerntor abgewendet haben. Diesen Reaktionären im Seidengewand des Fortschritts kann nur noch mit Janet Jackson geantwortet werden.

Kommentare

13 Kommentare zu ““Ab in den Busch, Nigger-Schlampe” oder neues vom Hasenpfau”

  1. NPD-BLOG.INFO » “Ab in den Busch, Nigger-Schlampe” oder neues vom Hasenpfau am 02.04.09 15:51

    […] und nun heißt es bei den Stellingern, man wolle ein Stadionverbot gegen Rassisten. Ein Bericht bei Sportswire über angebliche Neonazis und Alltagsrassisten auf […]

  2. Enno [welt-hertha-linke] am 02.04.09 18:56

    Danke, klasse Beitrag!

    Es sind halt die Alltagsrassisten, die das Bild unserer Gesellschaft zeichnen und nicht “die paar Idioten, die es immer noch nicht begriffen haben”. Die Einzeltäter-These ist vollkommen unhaltbar. Wer das schreibt, sagt oder sonstwie propagiert, macht sich mitschuldig.

  3. MisterAltravita am 02.04.09 19:23

    Vor allem aber ist das wieder mal ein Paradebeispiel für die absolute und grundsätzliche Brunzdummheit dieser Leute. Ich meine, da kommt ein offensichtlich merkbefreites Pärchen in Bayernkluft (wie oft hat man denn so eine Gelegenheit?) in die Heimkurve und auf was hebt der Mob ab? Auf die Hautfarbe…

    Ansonsten stimmt die Analyse natürlich – das sind “ganz normale” (im Sinne von häufige) Leute.

  4. JollyRoger am 02.05.09 01:12

    Tja ja. So ist es eben wenn man “Schlau zum H*V” geht.

    Schon klar dass man von Herrenmenschen nicht viel schönes erwarten kann und was noch wesentlich schlimmer ist, gibt es da sowas ja net erst seit gestern.

    Ich bin Anno 1994 auch nur mit mühe und not unzerbeult aus der Pestkurve entkommen. Mein Fehler an dem Tag: aus Reiner langeweile mal den Volkspark anschauen. Ein “bekannter” hielt es für eine witzige Idee dem Block E mal mein “Zecken on Tour” Shirt (was ich unter einem Pulli trug)(bin nicht grenzdebil)zu Präsentieren 😉

    Reaktionen des Weltoffenen H*V muss ich nicht weiter kommentieren…

    Fakt ist…verbietet der H*V “Alltags bzw. alle 14tg. Rassisten den Zugang zum Stadion spielen die fast vor leeren Haus. (Fast wie Hertha im Olympiastadion 🙂 )

    Fakt ist auch dass es sich die nächsten Jahre nicht ändern wird da ich keine persönlichkeiten bzw. Interessierte im Vereinsumfeld sehe.

    Der H*V ist nunmal ein Wirtschaftsunternehmen welches von Kaufleuten geführt wird und wird es bleiben.

    Rassismus in Stadien wird immernoch als Kavaliersdelikt bzw. Betriebsunfall (Tschernoball war auch einer ;)) angesehen.

    Im diesem Sinne

    Montag schlag ich meine Frau, nächsten Sonntag HSV!!!

  5. Oli am 02.06.09 14:38

    Selten so schlecht recherchierten Unsinn gelesen. Bei Vermutung und Mutmaßungen sollte man den Konjunktiv nutzen und nicht die Beschuldigungen aus der MOPO undifferenziert abschreiben. Desweiteren lösen sich die Beschuldigungen seitens der MOPO wohl gerade auf, so wie diese zurückrudert.

  6. Lesestoff am 06. Februar 2009 « Der Ballkönig am 02.07.09 09:01

    […] gegen Nazis Ab in den Busch Was dem Ex-American Football Star der Hamburger Blue Devils, Campino Milligan, am letzten […]

  7. Jean-Claude am 02.10.09 16:05

    @Oli:
    Ach Gottchen, das Leben ist aber auch nicht leicht, wenn man permanent ‘ne Raute vorm Kopf hat. Könntest Du das Zurückrudern mal näher belegen? Wohl kaum, denn der HSV hat sich mehrfach entschuldigt, Didi Beiersdorfer hat gesagt, das sind nicht unsere Fans, die Verantwortlichen sollen im Falle der Identifizierung Stadionverbot erhalten…usw. Nicht gerade your average zurückrudern, oder?

    Der Artikel benennt im übrigen alle Quellen und gibt mitnichten vor, selbst recherchiert zu sein, ne c’est pas? Eher irgendwo zwischen Polemik, Schadenfreude und Kommentar. Briefe an die Leser halt, wir helfen eben immer gern, Dein Partner Sportswire. 😉

  8. Anonymous am 02.18.09 01:11

    Es ist so, dass rassistische, sexistische und menschenfeindliche Äußerungen leider zum guten Ton geworden sind. Nicht nur “Prols” tun dieses, auf die eine oder andere, manchmal sehr versteckte Weise tun es Repräsentanten verschiedener Gesellschaftsgruppen und dieses im gesamten europäischen Raum….- Es ist für die Deutschen nur insbesondere ein Akt der Selbstdegradierung in Richtung Exkremte, dass sie es trotz und vielleicht, was Brechreiz hervorruft, gerade wegen der furchtbaren Schuld des dritten Reichs eine Schande. – Aber es geht kaum mehr um Ehre, es ist eine Frage der totalen Verblödung, die bei manchen Menschen eben zu soetwas führt. IQ – 140 und darunter….-

    Ich finde, dass es irgendwo einen Platz geben sollte, wo die Neo- Nazis, Fanatiker und sonstige Abgedrehte mit dem Horror konfrontiert werden sollten, den man 6 Millionen Juden und anderen Menschen angetan hat.- No mercy at all.

  9. Thomsen-H. M. am 02.18.09 22:18

    Noch ein Nachtrag: Auschwitz, Majdanek, Sachsenhausen, Dachau … sind diese Orte, an denen die Konfrontation der Unbelehrbaren stattfinden sollte oder Filme, “Schindlers Liste” zum Beispiel.
    Es ist schon traurig, wie viele Jugendliche die Geschichte des 20.Jahrhunderts nicht kennen. Wenn sie von geleugnet wird, noch schlimmer.

    Es gibt nur noch wenige Zeitzeugen, sie sind Helden, weil sie Juden versteckt, gerettet oder in die Öfen begleitet haben. Sie sollten verehrt werden. – Wieso gibt es hier so wenig Namen? Oskar Schindler oder Janusz Korzcak zum Beispiel
    Wieso wird nicht oder kaum oder nur in Insider-Kreisen von ihnen gesprochen?

    Mit den Zeitzeugen stirbt das Gedächtnis nicht, es gibt ein Glück Bücher, Filme und Mahnmale….eines davon ist Yad Vashem in Israel…..-

  10. Thomsen-H. M. am 02.19.09 19:33

    Letzter Kommentar: Ich denke aber doch, dass es wichtig ist zu verzeihen, als Christ oder Christin ist dieses unumgänglich, auch wenn es schwer fällt, das heißt aber nicht, dass vergessen wird, was nicht zu vergessen ist.-
    Aber ohne das Vergeben würde unser Planet ein ständig wieder um und um gepflügter Todesacker sein- und wer möchte das? – also…. peace…
    pax… paz….Friede…pokój…

  11. Elke Wittich am 02.20.09 03:53

    Deinen letzten Kommentar verstehe ich nicht, wem und, wenn wir von Nazis sprechen, vor allem wieso sollte verziehen werden?

  12. Thomsen-H. M. am 02.21.09 22:26

    Ich denke, dass Hassgefühle, die ja unweigerlich mit Rache zusammenhängen, eine Art Bumerang-Effekt haben, insofern ist es auch praktisch zu verzeihen, zu vergeben…-
    “Vater unser”-Gebet?

    …und vergib uns unsere Schuld wie auch wir vergeben unseren Schuldigern…

    eine schwere Zeile, wenn man es genau sieht…

    aber notwendig.

    Wobei ich finde, dass es ebenfalls wichtig ist,eine Art Sühne-Arbeit zu tun, Gutes tun, demjenigen, den ich sehr verletzt habe.

    Das heißt unter Umständen auch sich selber nochmal zu konfrontieren mit dem was so schnell vergessen werden soll. Und dann etwas Gutes machen, etwas, was dem anderen hilft, ihn aufwertet etc.

    So ungefähr war das gemeint.

    Auf der Ebene des Faschismus: als man Eichmann in Israel nochmals mit Opfern seines Terrors konfrontierte, blieb er kalt, er zeigte im langen Prozess, keine Reue, keine Sühne, nur Kälte. Er wurde verurteilt, erhängt. Ich habe das erste Mal mit Genugtuung soetwas im TV verfolgt. Einfach, weil er überhaupt keine Reue kannte, er war sogar arrogant und abweisend als ein ehemaliges Opfer oder ein Angehöriger während des Prozesses auf den Boden stürzte, schluchzend und mit den Fäusten auf den Boden hämmerte.- Dieses Gefühllose ist das, was durch keinerlei Gebet zu erreichen ist.- Ich weiß nicht, wie man damit sinnvoll umgehen kann. Es ist rätselhaft wie manche Menschen innerlich zu Monstern werden, nach außen ruhig, äußerst diszipliniert und nach innen die reinen Bestien. Diesen zu verzeihen erscheint tatsächlich absurd.Hierfür gibt aber auch Antworten in der Bibel, genauso wie in anderen weltreligiösen Büchern.- Ich bin nicht weise.

  13. Trammi am 06.30.09 04:35

    Ich bin so doof dass es kracht

    I am stupid as hell

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