Basketball. Das ist dieses Spiel, bei dem alle fürchterlich gross sind, ihre Shorts aber trotzdem bis zum Knie reichen und das aus schrecklich vielen Regeln besteht. Ein Ballspiel. Da muss das Runde aber nicht ins Eckige, das Runde muss in das andere Runde. Und man benutzt die Hände, ohne dass es verboten ist, es gehört sich so. Die Welt steht Kopf.

Ich habe in der Schule auch mal Basketball gespielt. Der Ball war hart und unhandlich, der Korb war viel zu weit oben. Und es gab so Regeln wie ‘Du sollst nicht mit dem Ball laufen’, ‘Du sollst nicht begehren deines Gegenspielers Ball, wenn er ihn gerade in den Händen hält’ oder gar ‘Du sollst nicht trödeln länger als 24 Sekunden wenn ihr in Ballbesitz seid’. War mir damals alles zu stressig.

Gut, jetzt lebe ich zufällig in der gleichen Stadt in der letztens alle ein grosses Fass aufgemacht haben, weil der Herr Nowitzki jetzt NBA Finals Most Valuable Player geworden ist. Der Dirk Nowitzki ist nämlich in Würzburg geboren, hat bis 1998 für Würzburg gespielt und ist dann rüber nach Dallas. Seit dem ist er jetzt berühmt, macht viel Werbung für eine Bank und viele Würzburger sind sehr stolz. Das ist dann Lokalpatriotismus.

Und da die Würzburger Mannschaft s.Oliver Baskets dieses Jahr in der Bundesliga spielt, gehört es sich so, sich ein klein wenig für diesen Sport zu interessieren.

Nachdem diesen Samstag die s.Oliver Baskets hier zuhause gegen BG Göttingen antraten und mir ein kostenloses Ticket zuflog, hatte ich einen Mangel an Ausreden und habe mir das erste Mal ein Basketball Spiel live angesehen.

Nunja, wäre ich ein Mädchen würde ich sagen die Cheerleader waren fürchterlich, die Musik geradezu verbrecherisch schlecht und ausserdem hat Würzburg nur gewonnen, weil der Coach besser aussieht und die Spieler nicht in Lila antreten mussten.

Ansonsten würde ich sagen, dass ich die vielen Regeln nach wie vor nicht verstehe, das Spiel im Grossen und Ganzen relativ unspannend war, zwischendurch hatte man das komische Gefühl die Baskets nutzen das aus um 3er Wurf Training zu machen (recht erfolgreich, wie ich anmerken muss), und dass sie mir persönlich manchmal etwas fusslahm vorkamen. Und dass es bei den Göttingern gelegentlich Ballverluste gab, bei denen sogar ich lachen musste, und ich mich im Nachhinein wirklich ärgere, das deutlich spannendere Spiel gegen Ratiopharm Ulm verpasst zu haben.

Für mich das wirklich Interessante daran, war jedoch die Gruppendynamik im Publikum, laut Facebook haben die Baskets ca. 4.600 Likes, die Halle ist ständig ausverkauft bei einer Kapazität von ca. 3.100 Plätzen. Und obwohl diese Anheizermusik, die bei den Auszeiten gespielt wird, unglaublich nervig ist, kann man sich der Begeisterung und dem Spass nicht ganz entziehen. Beim ersten Mal fand ich es noch fragwürdig dass die beiden Tribünen sich auf Dialoge wie “Würzburg” – “Baskets” einliessen, danach dann gar nicht mehr so schlimm.

Die Geschwindigkeit, mit der die Fans sich auf neue Situationen einlassen, einen Rhythmus finden, wellenartig aufspringen wenn ein neuer Angriff startet, und das lokale Lied “Gegen Würzburg kann man mal verlier’n” mit einer grosszügigen Arroganz schmettern, das war das eigentlich faszinierende an dem Spiel. Die Stimmung hat etwas mitreissendes an sich, dem ich mich tatsächlich schwer entziehen kann. Und positiv aufgefallen ist mir die Friedfertigkeit, gibt es bei Basketball überhaupt so etwas wie Fussball Hooligans? Angesichts des strengen Regelwerks kann ich es mir fast nicht vorstellen.

Dieser Sport ist scheinbar wie manche Bands, zuhause auf der Anlage / dem Fernseher brauche ich es nicht, aber live ansehen werde ich es mir sicher wieder.

Wer so etwas noch nicht erlebt hat, kann sich im Anhang einen etwa 4minütigen Eindruck über die Akkustik verschaffen.

Achja, die s.Oliver Baskets haben übrigens mit 92:60 gewonnen, wer sich für Details des Spiels interessiert, schaut besser auf deren Website oder auf der Facebook Page vorbei.

4 Minuten

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