Lars Riedel, Olympiasieger und fünffacher Weltmeister im Diskurswurf, äußert sich in einem Interview zum Dopingkontrollsystem in Deutschland: „Die Art und Weise der Kontrolle verstößt gegen die Menschenwürde.“

Riedel, der 1996 in Atlanta olympisches Gold und 2000 in Sydney Silber gewann, verweist auch auf das Datenschutzproblem, dass bei der Nationalen Anti-Doping-Agentur (Nada) sein „vollständiges Bewegungsprotokoll für die letzten acht Jahre“ gespeichert ist, zu dem auch die Adressen von Menschen gehören, die mit Sport nichts zu tun haben, mit denen Riedel aber in den letzten acht Jahren Kontakt hatte.

In dem Interview, das Stefan Chatrath für das in Frankfurt/Main erscheinende Magazin Novo-Argumente (Nummer 100/101) geführt hat, spricht sich der frühere deutsche Hammerwerfer Edwin Klein für die Freigabe von Dopingsubstanzen aus, was Riedel nicht tut. Riedel verweist vielmehr darauf, dass es andere, mit der Menschenwürde eher vereinbare Formen der Kontrolle geben könnte, etwa Haaranalysen, doch in die Richtung sei noch nicht geforscht worden.

Der 41-jährige Riedel, der 2008 seine aktive Karriere beendete, beklagt auch, dass ein Generalverdacht den Sport kaputt mache: “Wer als Leichtathlet etwas Außergewöhnliches leistet, wird gleich verdächtigt, gedopt zu haben. Usain Bold, der 100-Meter-Olympiasieger von Peking, gilt ja allein deshalb manchen als gedopt, weil er so leicht und in Weltrekordzeit gewonnen hat. Dass es bis jetzt keinen Beweis gibt, dass er gedopt hat, ist anscheinend egal.”

Von dem Interview ist nur die erste Seite als PDF ins Netz gestellt: “Die Dopinghysterie verdirbt den Spaß am Sport”. Die übrigen Antworten Riedels und Kleins muss man dann auf Papier nachlesen.

Kommentare

5 Kommentare zu “Lars Riedel: “Kontrollen verstoßen gegen Menschenwürde””

  1. Elke Wittich am 05.15.09 14:31

    DiskuRswurf ist eine wirklich ausgesprochen schöne neue Sportart 🙂

  2. Martin Krauss am 05.15.09 23:09

    Oh ja, so ein schöner Tippfehler, dass er drin bleiben soll, ja: muss.

  3. trebor am 05.16.09 10:39

    Und wieder eine neue, ja traurige Episode von Lars Riedel. Nichts, aber rein gar nichts trägt er zur Aufklärung bei. Sein Trainer Karl-Heinz Steinmetz ist bis heute nicht von den belegbaren Nachweisen des Anabolika-Missbrauchs frei gesprochen (vgl. Treutlein/Singler 2006, S. 157). Und außerdem, um hier gleich mal an den aktuellen Fall der Uni Freiburg anzuknüpfen, scheint der gute Lars auch in den Räumen von Klümper & Co. nicht unbekannt zu sein.

    F.A.Z. Sport
    28.11.1997, S. 39 / Nr. 277
    hjo

    Arztkittel mit Grauschleier

  4. Martin Krauss am 05.16.09 13:10

    Liebe/r Trebor,
    dass ich nicht verstehe, warum es eine “traurige Episode” ist, wenn ein Sportler sich darüber beklagt, Leuten, die zu jeder Zeit an seine Tür klingeln dürfen, ihr Geschlechtsteil zeigen zu müssen (sofern er seinen Beruf Sportler weiter ausüben will) – geschenkt.
    Aber wenn dir schon die Rechte auf Privatheit, auf Scham und und informationelle Selbstbestimmung nicht so viel bedeuten, jedenfalls ihre Geltung für Sportler, dann solltest du doch wenigstens das Urheberrecht einhalten: Texte, deren Autor man nicht selbst ist und von deren Urheber man nicht das diesbezügliche Einverständnis eingeholt hat, werden nicht einfach in Foren reingestellt.
    Beste Grüße
    Martin

  5. Elke Wittich am 05.17.09 04:44

    Ich habe den FAZ-Text nun gelöscht. Den Link zum Artikel zu posten wäre okay

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